31.08.2012

Kleine Geschichten für Zwischendurch - Teil 3

Amerikaner und ihre Autos

Des Deutschen liebstes Kind ist ja bekannterweise das Auto. Und dass die deutschen Autobauer aktuell sehr erfolgreich sind und die vielleicht besten Autos bauen, auch. In einer Sache aber sind die Amis unschlagbar - und zwar in der Größe der Autos. Wer denkt ein Audi Q7 wäre ein übergroßes Automobil, der soll sich hier mal einen Ford F350, Ford Excursion, Dodge RAM3500 usw angucken.

Selbst wenn man versucht den Benzinverbrauch auszublenden, der bei solchen Monsterkarren mit gerne mal 5.7L Motoren nicht gerade gering sein dürfte, stellt man sich als gemeiner Europäer doch die Frage, wie man mit diesen Autos durch die Straßen manövrieren kann. Und warum soll man überhaupt ein solches Auto fahren wollen?
Einfache Antworten: fast alles hier ist darauf ausgelegt und es eine Selbstverständlichkeit, große Autos zu fahren (wer darin männliche Symbole sehen möchte, liegt evtl. nicht ganz falsch).


Aber mal ein paar konkrete Beispiele.

Parkhaus Boston: In den Großstädten an der Ostküste wie New York oder eben Boston sieht man in der Regel schon kompaktere, durchschnittlich große Autos fahren. Individualverkehr ist gerade in NYC schwierig. Trotzdem lässt man genug Platz für große Autos. Nur zum Vergleich eine kurze Beschreibung aus Deutschland, Bonn, Marktgarage. Es gibt immer nur eine Fahrtrichtung, die Autos stehen dicht an dicht und die Rampen sind so eng, dass man selbst mit einem A3 aufpassen sollte, die Kurven nicht zu weit zu fahren. Nun in den USA, Boston, Abholung Mietwagen (s.Bericht) in der Stadtmitte. Die Parkflächen sind schräg gebaut, so dass sie gleichzeitig als Rampen dienen. Die Autos parken im 90° Winkel zur Fahrbahn und dabei ist soviel Platz zwischen den Reihen, dass man bequem in beiden Richtungen fahren kann. Und zwar mit eben jenen genannten übergroßen SUVs.

Beispiel Vancouver: Hier wurde zum ersten Mal der Hang zu den großen Wagen deutlich. Große SUVs, Vans oder Pickups prägen das Straßenbild. Ein Audi A6 fällt nicht mehr auf und ein A3 geht locker als Kleinwagen durch. Ein Audi Q5 würde hier mit Ach und Krach als "Midsize SUV" gelten und selbst ein Q7 oder Porsche Cayenne fallen eher durch ihr gefälligeres Design als durch ihre Größe auf. Mercedes GLK?
Pfff, ein Witz! Der nimmt ja gerade mal 2/3 eines Parkplatzes ein!

Beispiel Seattle: Wieder Mietwagenabholung, dieses Mal am Flughafen. Wir hatten uns für den Trip gen Los Angeles einen SUV reserviert, weil wir auch mal in die Nationalparks fahren wollten (und weil Carsten den gerne haben wollte). Da erzählt uns doch die Frau am Schalter, dass zu dem Zeitpunkt alle Ford Escape von einer Rückrufaktion betroffen seien und dass sie in der Wagengröße sonst nur Autos ohne Allradantrieb und keine 6-Zylinder-Motoren mehr hätten und dass sie uns doch empfehlen würde, lieber auf die nächste Wagengröße "Fullsize SUV" zu wechseln. Wäre auch ganz günstig, nur $20 pro Tag. Und mit diesen Wagen käme man auch viel besser die Berge hoch, wenn es mal steil wird und würde dabei auch noch Sprit sparen. Unsere Nachfrage, wie viele Berge man pro Tag fahren muss, um die $20 in gespartem Sprit wieder reinzubekommen, fand sie anscheinend nicht besonders gut. Jedenfalls erschien sie doch reichlich unzufrieden, dass wir uns nicht haben überreden lassen und doch mit dem "kleinen" Auto fahren wollten. Über die Tatsache, dass auf dem Abholparkplatz dann doch ein Ford Escape stand, wir uns für einen Nissan Murano mit Allradantrieb entschieden haben, damit locker alle Berge und Anstiege und die noch fiesesten Straßen und Wege fahren konnten, schweigen wir uns an dieser Stelle mal aus. Mal ganz davon abgesehen, dass auch vier Leute mit Gepäck problemlos Platz gefunden hätten.

Für die letzten Tage verbleiben wir mit automobilen Grüßen von dem Kontinent der Kleinwagenparkplätze, in die ein VW Golf dick reinpasst, ein Smart bis vor wenigen Jahren nur als Golfwagen angemeldet werden konnte, selbst die größten Pickups noch aufgebockt werden, Wohnmobile in der Größe von Lastwagen keine Seltenheit sind und der Benzinpreis nirgendwo über €1/Liter zu liegen scheint.

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