24.08.2012

Ferien auf dem Bauernhof


Wir sind wieder auf dem Highway 101 unterwegs, entlang der Pazifikküste geht es weiter Richtung Kalifornien. Oregon liegt hinter uns und die Fahrt entlang dieser amerikanischen Traumstraße hat im Vorfeld nicht zuviel versprochen. Man fährt vorbei an kilometerlangen, verlassenen Sandstränden, umkurvt steile Felsklippen und wundert sich über haushohe Sanddünen, die bis an die Straße reichen. Große Greifvögel ziehen ihre weiten Kreise, während Robben uns im Wasser entlang der Küste begleiten und die Sonne mit ihren kräftigen Strahlen das Wasser glänzen lässt. Auf der anderen Seite der Straße wechseln sich saftige Wiesen und Ur- oder Nutzwälder ab und tauchen die Landschaft in ein tiefdunkles Grün. Liest sich kitschig? Vielleicht – und doch kann es nicht einmal annähernd die Schönheit der Natur hier beschreiben. Ganz zu schweigen von den Redwoodwäldern, aber dazu mehr ein anderes Mal.

Jetzt soll es erstmal um die vergangenen Tage gehen, denn wir haben drei herrlich entspannte Tage auf der Myrtle Glen Farm hinter uns, einem fast unwirklichen Ort. Nach stundenlanger, traumhafter Fahrt entlang Oregons Küste sind wir Montagabend bei Leena auf dem Bauernhof angekommen und konnten trotz Dämmerung schon einen ersten Eindruck von der wunderschönen Anlage bekommen – ein großes, aus Holz gebautes Bauernhaus mit einigen zusätzlichen Gebäuden, inmitten eines wunderbaren Gartens und umgeben von Obstbäumen, Gemüsebeeten und Wäldern. Das Haus wirkt im Innern etwas alternativ und sehr voll gestellt, aber mit schönen alten Möbeln ausgestattet. Und die Bewohner sind definitiv alternativ. Dave, den Besitzer der Farm, haben wir leider während unseres Aufenthalts nicht getroffen, aber Leena, seine Freundin, und 2 WWOOFer (Abkürzung für World Wide Opportunities on Organic Farms, also freiwillige Helfer), Brock und Courtney, haben uns sehr freundlich empfangen und uns in den Tagen dort neben ihrer Arbeit Gesellschaft geleistet. Alle drei haben sich einem einfachen Leben verschrieben, zufrieden mit der Landwirtschaft: Leena ist erst 23, aber lebt seit 3 Jahren auf der Farm und verdient nebenbei als freie Schriftstellerin Geld (die Farm produziert ausreichend Lebensmittel für die Bewohner, aber trägt sich nicht vollständig selbst); Brock will Farmer werden und tourt schon seit einigen Monaten als Woofer von Farm zu Farm, und Courtney möchte nach ihrem Botanikstudium zum Peace Corps. Zugegeben, das klingt alles schon seltsam, aber sie waren allesamt wahnsinnig nett und wir haben viele gute Gespräch geführt.

Der Dienstag startete mit einer Führung über das Gelände. Es gab eine Weide mit zwei Milchziegen, einem Ziegenbock und einem Lama (das keinen wirklichen Zweck hatte und einfach nur abhing), dann ging es in den Gemüsegarten, wo es wirklich fast alles gab – Bohnen, Kohl, Gurken, Salat, Tomaten, Pepperoni, Mais, Rote Beete, Kartoffeln, Zucchini, und einiges mehr, das wir nicht kannten. Weiter durch den Obstgarten, wo es zahlreiche Bäume voller Früchte gab – Äpfel, Birnen, Feigen, Haselnüsse, Walnüsse. Dazwischen die Terrasse umgeben von Blumenbeeten und Gartenkräutern. Anschließend ging es bei den Hühnern vorbei, die von einem prächtigem Hahn bewacht wurden und brav Eier legten. Den Abschluss bildete der Teich mit Weide, wo zwei Enten und zwei Jungziegen sich Gesellschaft leisten. All diese Bereiche wurden von Oops, der Hündin, bewacht (sie war wohl ein Unfall, die Mutter hat sie als einziges Welpen geworfen, als sie 16 Jahre alt war...), die sich nur des Fauchens der Katzen erwehren musste. Katzen gab es 3 an der Zahl, und eine hatte gerade geworfen, so dass wir täglich die 6 kleinen Kätzchen bewundern konnten, die gerade mal 2 Wochen alt waren (seufz). Nach dem Rundgang haben wir einstimmig beschlossen, hier einfach gar nichts zu tun, sondern einfach nur diese traumhafte Umgebung zu genießen. Also ging es für den Rest des Tages auf die Terrasse, um zu lesen, den Garten zu betrachten, Kolibris zu beobachten und darüber zu staunen, wie unwirklich dieser Ort wirkt – man könnte fast vergessen, dass es da draußen noch eine große weite Welt gibt. Das Abendessen haben wir zusammen zubereitet – vom Brot über den Ziegenkäse bis zum Bier war natürlich alles selbstgemacht. Und nach dem Essen haben wir selbst Hand angelegt und frischen Apfelsaft gepresst – lecker, kein Vergleich zu den Fertigsäften aus dem Supermarkt! Die Herrlichkeit setzte sich auch nach dem Sonnenuntergang fort. In diesem abgelegenen, dunklen Tal fernab der nächsten Stadt gab es einen Nachthimmel zu bewundern, wie es ihn in Deutschland wohl nur selten zu sehen gibt. Keine Lichtverschmutzung stört die Sicht auf die Sterne. Traumhaft!

Am nächsten morgen ist Simone extra um sechs aufgestanden, um zuzusehen, wie die Ziegen gemolken wurden – und durfte gleich selbst Hand anlegen. Auch der zweite Tag war ein Entspannungstag, nur unterbrochen von einem Ausflug zum nahegelegenen Wasserfall mit wirklich eiskaltem Wasser. Und hätten wir nicht eine Couchsurfing-Zusage für Eureka gehabt, wir wären versucht gewesen, noch etwas länger zu bleiben. Aber es ist auch gut, dass es jetzt weitergeht, schließlich haben wir noch einiges an Strecke und diverse Highlights vor uns. Aber der Aufenthalt auf der Myrtle Glen Farm hat auf jeden Fall einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Wir werden die Truppe in guter Erinnerung behalten und wünschen ihnen alles Gute für die Zukunft. Bilder vom Aufenthalt gibt’s wie immer in der Bildergalerie, ebenso Neues von Emil und neue Schwarzweiß-Impressionen.


Und wir fahren nun wieder die traumhafte Küste entlang, inzwischen in Kalifornien angekommen, durchfahren Redwoodwälder, bei strahlendem Sonnenschein, weiter gen Süden – bis zum nächsten Update. Viele Grüße in die Heimat.

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