Von Deutschen und Deutschem
Die Deutschen sind bekannt als ein
reiselustiges Völkchen. Spanien, Italien, Türkei – Millionen
zieht es zum Sommer-Sonne-Strand-Urlaub ans Mittelmeer. Auch
Thailand, USA oder Australien stehen bei Vielen auf dem Flugticket.
Andersrum steht auch Deutsches in der
Welt hoch im Kurs. Den Titel Exportweltmeister hatten wir nicht zu
Unrecht und „Made in Germany“ ist überall gerne gesehen, danke
nochmal an die Engländer an dieser Stelle :)
Nach gut 7 Wochen auf Reise können wir
zu dem Thema schon ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Lasst
euch versichern, dass wir wirklich überall Deutsche angetroffen
haben. New York war zur Sommerferienzeit voller deutscher Touristen
und beim Baseballspiel wurde Carsten in seinem MSV-Trikot von einem
Duisburger aus Wanheimerort angesprochen, der begeistert erklärte,
dass er ebenfalls Dauerkartenbesitzer für das Wedaustadion sei. In
Vancouver haben wir Bekannte aus Bonn zum Abendessen getroffen und
wurden in einem 7-Eleven von einer mies gelaunten Deutschen bedient.
Unsere ersten Couchhosts Terry & Sherry in Port Angeles hatten in
der Vergangenheit deutsche Austauschschüler aufgenommen, genauso wie
Chris in Monterey. In San Francisco schien Deutsch fast Amtssprache
zu sein, wir haben es wirklich überall gehört. Unsere
Kayak-Mitfahrer in Santa Barbara kamen natürlich auch aus
Deutschland und der Waffenausbilder hieß mit Vornamen Gerhart, seine
Mutter ist Deutsche und sein Onkel doch tatsächlich ein bekannter
Schauspieler in unserer schönen Heimat.
Weiter ging es auf die Cookinseln,
einen Fliegenschiss von Land mitten im weiten Pazifik und man denkt
hier vielleicht mal ohne Deutsche auszukommen. Tja, Pustekuchen.
Schon im Flieger von Los Angeles nach Rarotonga saßen deutsche
Pärchen vor und hinter uns. Im Hostel auf der Hauptinsel gab es
zudem noch eine Deutsche und eine Deutschschweizerin. Weiter nach
Aitutaki, vielleicht dort...? Nix, am Abflugtag steht doch
tatsächlich ein Bayer in Lederhosen in der schulklassengroßen
Ablfughalle.
Von Neuseeland brauchen wir gar nicht
erst anfangen. In der Herberge in Auckland waren bestimmt 50% der
Gäste aus Deutschland und unsere Gastgeber in Taupo hatten mal eine
Austauschschülerin aus Bonn. Tja, und in Nelson hatte die Familie,
deren Cottage wir gemietet hatten, gerade Anna zu Besuch, eine
deutsche Gaststudentin aus Herborn, die in Bonn ihr Fernstudium macht
und die wir dort bestimmt nochmal treffen werden. Ihr seht, wir
werden unsere Landsleute nicht los ;-)
Genauso können wir von vielem
Deutschen berichten, in ganz unterschiedlichen Facetten. Bei
deutschen Produkten denkt jeder erst einmal an unsere Autos und liegt
damit ziemlich richtig. VW, Audi, BMW, Mercedes gibt es wirklich
überall. In Kalifornien fuhren zudem auffallend viele alte Käfer
und VW-Bullis, ein schöner Anblick. Gleichzeitig auch ein bisschen
schade, dass dort so viel mehr als bei uns unterwegs sind. In
Auckland sind wir an einem VW-Autohaus mit einem Verkäufer ins
Gespräch gekommen und haben über unterschiedliche Modelle,
Ausstattungsreihen und Preise diskutiert. So verkauft VW in
Neuseeland den Golf fast nur als GTI, um sich als Premiumhersteller
zwischen den Japanern/Koreaner und den höherklassigen Modellen von
Audi usw zu positionieren. Ganz interessant.
Auch in den Supermärkten
sieht man einige deutsche Produkte. Nutella haben wir bislang noch
überall gefunden. Sogar in kleinen Läden auf den Cookinseln, wenn
auch zu heftigen Preisen. Auch Maggi und Knorr sind sehr verbreitet.
Und natürlich deutsches Bier – und das in beeindruckender
Vielfalt. Ohne Übertreibung muss ich leider sagen, dass es einem gut
sortierten New World Supermarkt auf Neuseeland eine größere Auswahl
von deutschem Bier gibt als in vielen Edekas oder REWEs zuhause. Vom
unumgänglichen Krombacher über DAB und Flensburger Dunkel bis zu
auch uns unbekannten deutschen Kleinbrauereien ist vieles verfügbar. Andere Spezialitäten haben wir einem kleinen Delikatessenladen in Auckland gesehen, wo der deutsche Auswanderer sein Heimweh mit Rotkohl, Sauerkraut, Meerrettich, Brandt Zwieback und Lübecker Marzipan dämpfen kann. Und es geht auch ganz groß. Die Bluebridge-Fähre, mit der wir in
Neuseeland von der Nord- zur Südinsel übergesetzt haben, fuhr bis
2010 zwischen Sassnitz und Dänemark.
Aber Deutsches im Ausland beschränkt
sich nicht auf vergängliche Produkte. Deutsche Reisende und
Auswanderer haben in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten
viele Spuren hinterlassen. Beispielsweise im ehemaligen deutschen
Viertel auf der Upper Eastside in New York, wo noch immer das Kolping
House Gäste aufnimmt und der Metzger deutsche Wurst verkauft. Es
sind auch Straßen- und Ortsnamen, die an frühe Siedler und deren
Heimatorte erinnern. So sind wir zum Beispiel vorgestern hier auf Neuseeland an der „Himmelsfeld Vinery“ vorbeigefahren, ohne allerdings für eine
Weinverkostung anzuhalten.
Damit sind wir noch nicht ganz am Ende,
was Deutsche und Deutsches angeht. Von Reisenden und
Austauschschülern war ja bereits die Rede – und das geht natürlich
auch andersrum. Viele Amerikaner und Neuseeländer, die wir getroffen
haben, haben Europa und Deutschland besucht. Ziele waren Heidelberg
(natürlich!), München mit dem Oktoberfest, Frankfurt, Köln,
Hamburg, Berlin, Lübeck. Manche sind nur mal durchgefahren, andere
sind mehrere Monate geblieben. Und dann gab es natürlich auch jene,
die mit dem US-Militär gekommen sind. In Eureka hatte sich Amys
Mutter zum Abendessen zu uns gesellt und Geschichten aus Deutschland
erzählt, wo ihr Mann als Airforce-Offizier stationiert war. Alte
deutsche Möbel in Amys Wohnung zeugten von der Zeit und die Mutter
schenkte uns zum Abschied eine deutsche Münze, die sie noch von
damals in ihrem Besitz hatte - eine 10-Reichspfennig Münze von 1930.
Und noch eine sehr positive Beobachtung
zu Abschluss: Bis heute hat uns niemand irgendeine
Hitler-Nazi-Holocaust-Diskussion aufgedrückt, wegen unserer Herkunft
schief angeguckt oder in irgendeiner Art negativ reagiert. So
schlecht ist unser Ruf also doch nicht. Ganz im Gegenteil, überall
fühlten wir uns sehr willkommen und herzlich empfangen. So darf es
gerne weitergehen.
Beste Grüße in die deutsche Heimat,
Carsten & Simone