07.12.2012

Entspannter Abschluss auf Ko Chang

Finales Hallo in die Heimat,

es ist soweit: unsere Weltreise neigt sich ihrem Ende zu. Vor exakt 18 Wochen starteten wir vom Köln-Bonner Flughafen aus in Richtung Westen, um einmal den Globus zu umrunden, und heute endet das letzte Kapitel mit der Rückfahrt von Ko Chang nach Bangkok.

Auf Ko Chang, der Elefanteninsel an Thailands Ostküste, erwartete uns mit dem Gajapuri Resort ein echtes Traumhotel. Ganz ruhig am Kai Bae Beach gelegen, gibt es hier nur 29 Zimmer bzw. Bungalows und somit eine sehr übersichtliche Zahl von Gästen. Gleichzeitig gibt es aber so viele Liegen am Strand, im Garten und am Pool, dass man nie Schwierigkeiten hat, ein schönes schattiges Plätzchen zu finden. Damit entfällt die Notwendigkeit, sich morgens um 6 in einem Handtuchkrieg mit anderen Nationen die besten Plätze zu sichern ;-) Die Unterkünfte sind in einer sehr grünen, parkähnlichen Anlage gelegen, die auch ein Restaurant und Massageräume beherbergt. Im "Haupthaus" findet man lediglich vier Zimmer, der Rest sind Doppel- oder Einzelbungalows!

Uns erwartete ein 42qm großes Zimmer, dessen Bad alleine so groß war wie die meisten unserer Unterkünfte in den vergangenen Wochen. Wir freuten uns über soviel Platz, ein super bequemes Bett, ein sauberes Bad, einen richtigen Kleiderschrank, einen kleinen Kühlschrank und einen Fernseher, auf dem man neben Satelliten-TV auch hoteleigene und kostenlose DVDs schauen konnte. Im Große und Ganzen ein wunderbarer Platz die Seele baumeln zu lassen und noch einmal Kraft und Sonne zu tanken, bevor es zurück in die Heimat geht.

Wir haben es in der einen Woche hier auf Ko Chang sehr ruhig angehen lassen, aber uns selbstverständlich nicht sieben Tage im Hotel eingeschlossen. Am Montag haben wir eine Bootstour unternommen, die uns einen ganzen Tag lang um die verschiedenen Inseln hier gefahren hat und auf der wir nochmal die Chance zum Schnorcheln hatten. Leider hat der Klimawandel und die damit einhergehende steigende Wassertemperatur hier schon viele Korallenriffe stark angegriffen, so dass man unter Wasser viele tote Bereiche sieht. An einigen Stellen gibt es noch viele schöne Fische zu sehen, aber ob das in wenigen Jahrzehnten noch so sein wird?

Am Dienstag haben wir ein Elefantencamp in der Nähe des Hotels besucht, weil andere Reisende vom Trecking und Schwimmen mit den Dickhäutern geschwärmt haben und wir uns das erst einmal ansehen wollten. Es ist einerseits beeindruckend, so nah an diese großen und schönen Tiere heranzukommen und den Elefantennachwuchs mit Bananen aus der eigenen Hand zu füttern. Aber andererseits ist es auch bedrückend die Tiere wie Autos abgestellt zu sehen, angekettet, bemalt und wie sie nur mit ihren Köpfen hin- und herschwingen. Wir können die Situation der Tiere natürlich nicht ausreichend bewerten. Ist es gut, dass man weiterhin eine Beschäftigung für die Tiere hat, die man schon seit Jahrhunderten als Arbeitstiere einsetzt? Oder ist es nicht schlecht, dass der Mahut mit seinem Stock samt Eisenspitze auf den Schädel des Elefanten einschlägt, um ihn anzutreiben? Wir wissen es nicht, haben uns nach dem Besuch aber entschieden das Trecking nicht zu machen.

Am Abend des selben Tages haben wir uns dann mit zwei anderen Weltreisenden beim Italiener um die Ecke getroffen und stundenlang über unsere guten und schlechten Erfahrungen gequatscht. An dieser Stelle nochmal beste Grüße an Helen und Kira und euch noch viel Spaß auf eurer Reise und eine tolle Zeit in Neuseeland!

Etwas besonderes hatten wir uns dann für den Mittwoch vorgenommen: die Teilnahme an einem Thai-Kochkurs! Stundenlang haben wir hier vieles über die thailändische Küche, lokale Spezialitäten, die verschiedenen Gemüse, Reissorten und Gewürzen gelernt. Und natürlich gekocht! Phad Thai, Frühlingsrollen mit Sweet Chilli Sauce, Grünes Curry, rotes Curry und Hühnchen mit Cashewnüssen! Lecker!



Am Donnerstag wurde dann wieder gründlich gefaulenzt, bei schönem Wetter im Pool gebadet, gelesen und entspannt - von einem kurzen Besuch in der internationalen Klinik abgesehen (Simone hat sich rechtzeitig vor den Rückflügen eine Mittelohrentzündung eingefangen). Ein letztes Abendessen im Restaurant mit direkter Strandlage bildete den perfekten Abschluss unserer wundervollen letzten Woche in Thailand. Jetzt steht uns noch die Rückreise nach Deutschland bevor, von der wir heute schon den ersten Teil hinter uns gebracht haben. Nach fast neun Stunden mit Taxi, Fähre und Bus sind wir mittlerweile wieder in Bangkok angekommen. Morgen mittag geht es von hier in 2,5 Stunden nach Singapur, wo wir dann über vier Stunden Aufenthalt haben werden. Mit dem Airbus A380 geht es dann in 14(!) Stunden zurück nach London. Von dort ist es dann nur noch ein Katzensprung nach Düsseldorf, wo wir am Sonntag gegen 11:30 Uhr landen und nach 128 Tagen wieder deutschen Boden betreten werden.

Zum letzten Mal liebe Grüße aus der Ferne und wir melden uns dann wieder aus der Heimat

Simone & Carsten





29.11.2012

Faule Tage in Bangkok

Hallo Zusammen,

zum zweiten Mal auf unserer Reise haben wir ein paar Tage in Bangkok verbracht und dieses Mal - ehrlich gesagt - nicht wirklich viel gemacht. Draußen war es meist einfach zu heiß, zu schwül, oder zu regnerisch - manchmal auch alles gleichzeitig. Also haben wir es sehr ruhig angehen lassen. Wir haben die Heimreise (fast) fertig geplant, lecker gegessen, waren beim Schneider zur Anprobe unserer Anzüge und nach langer Zeit auch mal wieder im Kino. Der neue James Bond Skyfall ist klasse, den können wir nur weiterempfehlen. Auch Rise of the Guardians (Hüter des Lichts) ist einen Besuch für all jene wert, die Animationsfilme mögen. Im Kino wartete auch noch eine besondere thailändische Erfahrung: vor Beginn des Films müssen sich dort alle Besucher zur "Hymne des Königs" samt Propagandavideo erheben - einmalig :-)
  
Tja, viel mehr gibt es zu den letzten Tagen gar nicht zu sagen. Neue Fotos gibt es in Ermangelung von schönem Wetter und touristischen Höhepunkten ausnahmsweise auch nicht ;-) Morgen geht es für uns weiter zu unserer letzten Destination: Ko Chang. Wir freuen uns auf eine Woche Strandurlaub und wollen die Zeit nutzen, um unsere Batterien noch einmal voll aufzuladen und die Sonne ausgiebig zu genießen, bevor es zurück in die winterliche Heimat geht.

Ganz liebe und 30° heiße Grüße ins frierende Deutschland,

Simone & Carsten



26.11.2012

Yangon im Schnelldurchlauf

Hallo liebe Lesenden,

hier kommt mit unseren Worten zu Yangon auch schon der nächste und letzte Bericht zu Myanmar. Nach den angenehmen Temperaturen in Bagan und am Inle See erwartete uns in Yangon wieder das tropische Wetter Südostasien: 34° Celsius und drückende Schwüle. Nach der langen und anstrengenden Fahrt hierhin haben wir es den restlichen Samstag über sehr ruhig angehen lassen, uns blieb ja noch der Sonntag, um die Innenstadt und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir unseren Stadtrundgang und mussten nach kurzer Zeit feststellen: die Stadt an sich ist erst einmal wenig beeindruckend. Die innerstädtischen Straßen sind erstaunlich breit, aber für eine Stadt mit sechs Millionen Einwohnern herrscht sehr wenig Verkehr. Was hier komplett fehlt, sind Mopeds, die sonst im ganzen Land das wichtigste Fortbewegungsmittel sind. Zudem sieht man keine zusammengeschusterten Autos, Ochsenkarren oder Transportfahrräder, sondern nur normale Autos. Die Straßen wirken recht ordentlich, aber über den Rest der innerstädtischen Infrastruktur sollte man besser den Mantel des Schweigens hüllen. War diese in Mandalay schon in erbärmlichen Zustand, ist es hier desaströs. Selbst im direkten Zentrum findet man kaum einen existenten Bürgersteig, überall sind Platten herausgebrochen und dicke Löcher lassen direkt in den Untergrund blicken. Gehwege sind hier eher Hindernisparcours, bei denen man höllisch aufpassen muss, sich nicht die Knochen zu brechen.

Nun ja, wir ließen uns davon jedenfalls nicht abhalten und steuerten durch die Straßenmärkte zielsicher die Sule Pagode an, eine der wichtigsten buddhistischen Pagoden in Myanmar. Die Sule Pagode liegt genau im Zentrum der Innenstadt und von hier breiten sich das schachbrettartige Straßensystem und die Häuserblöcke aus. In der direkten Umgebung hat sich auch die ehemalige britische Kolonialmacht mit zahlreichen großen Verwaltungsgebäuden verewigt. Leider sind jedoch fast alle alten Kolonialgebäude in einem erbarmungswürdigen Zustand. Interessant zu beobachten ist, dass auch hier, ähnlich wie in Bangkok, verschiedene Religionen scheinbar friedlich koexistieren. Auf kleinstem Raum finden wir in der Innenstadt verschiedene buddhistische Pagoden, mehrere Moscheen und christliche Kirchen.
Nach kurzem Spaziergang durch das Zentrum ging es dann weiter zum Bogyoke Aung San Market, benannt nach Aung San Suu Kyis Vater, einem der Anführer der burmesischen Unabhängigkeitsbewegung. Der Markt erstreckt sich über zwei Etagen eines riesigen Kolonialgebäudes von 1926 (ehemals Scott's Market) und ist heutzutage in erster Linie ein Touristenmagnet. Hier kann man zu vernünftigen Kursen Geld tauschen und traditionelle Kleidung, burmesische Edelsteine, Schmuck und Antiquitäten kaufen. Immerhin war es nicht überlaufen und so sind wir ganz in Ruhe hindurchgeschlendert und dem Wetter draußen entgangen. Danach haben wir uns über Mittag wieder ins Hotel zurückgezogen, in der Hitze war es draußen kaum auszuhalten.

Am Nachmittag wartete noch Yangons Highlight auf dem Programm: die Shwedagon Pagode - Wahrzeichen und religiöses Zentrum Myanmars. Auf einem Hügel etwas außerhalb der Innenstadt wurden in den letzten 2.500 Jahren auf einer 60.000qm großen Marmorplattform hunderte kleine und größere Tempel, Stupas, Chedis errichtet, die sich alle um die Hauptstupa arrangieren. 98 Meter hoch ragt die Stupa in den Himmel und kann es bezüglich Pomp und Prunk mit jeder bayerischen Kathedrale aufnehmen. Gold haben wir in den buddhistischen Tempeln und Klöstern schon reichlich gesehen, aber die Shwedagon übertrumpft alles. Die Stupa ist mit geschätzten 60 Tonnen Gold überzogen, die Wetterfahne mit tausenden Edelsteinen geschmückt und oben auf der Spitze thront ein 76 karätiger Diamant. Wahnsinn!



Wir müssen aber eines zugeben: so schön und beeindruckend dies alles auch war, so richtig begeistern konnte es uns nicht mehr. Es ist schon ein seltsames Gefühl: da steht man vor so einem außergewöhnlichen und geschichtsträchtigen Bauwerk, sieht die vielen Gläubigen und bleibt doch relativ gleichgültig. Das hat nichts speziell mit diesem Ort oder dem Land zu tun, sondern ist ein Gefühl, das wir schon ein paar Wochen mit uns herumtragen. Nach fast vier Monaten unterwegs sind wir mittlerweile reisemüde geworden. Neue Eindrücke können uns kaum nicht mehr so begeistern und wir ziehen auch nicht mehr jedes Mal aufs neue mit viel Enthusiasmus zum nächsten Ort weiter. Alles in allem kommen wir uns ein bisschen "ausgebrannt" vor, und wir wollen kaum noch weiter. Deshalb haben wir uns jetzt auch entschieden, nicht mehr nach Kambodscha zu reisen, sondern unseren Strandurlaub vorzuziehen und dann ein paar Tage früher als geplant in die Heimat zurückzukehren. So finden wir für unsere großartige Reise noch einen schönen Abschluss und quälen uns nicht noch weiter durch Tempel, die wir doch gerade nicht würdigen können.

Mittlerweile sind wir wieder zurück in Bangkok und werden hier bis Freitag noch ein paar Dinge anschauen und erledigen. Dann geht es weiter auf die Insel Ko Chang, wo wir noch eine Woche Luxus gönnen werden. Wann genau wir dann nach Deutschland zurückfliegen ist noch nicht klar, da derzeit alle Flüge für die Tage ausgebucht sind. Mal schauen, was die Wartelisten hergeben.

Wir werden uns vorher aber garantiert nochmal mit einem neuen Bericht bei euch melden.

Bis dahin ganz liebe Grüße aus der thailändischen Hauptstadt

Simone & Carsten

PS: Updates zu Route, Fotos und Emil sind natürlich auch online :-)





24.11.2012

Erholung am Inle See


Hallo Zusammen,


wir melden uns zurück nach vier ruhigen Tagen in Nyaung Shwe, einem kleinen Dorf am Inle See. Die Anreise verlief reibungslos, um kurz nach acht fuhr der wirklich ordentliche, klimatisierte Bus an unserem Hostel vor und los ging die Reise. Wovor uns andere Reisende bereits gewarnt hatten, wurde schnell Wirklichkeit: die Temperaturen im klimatisierten Bus sind so niedrig, dass man mindestens eine Fleecejacke braucht, und Ohrstöpsel sind ein absolutes Muss, weil nahezu ununterbrochen burmesische Karaoke auf einem selbst montierten Flachbildschirm läuft – schreckliche 80er Jahre Musikvideos inklusive. Aber wir waren vorbereitet. Während der gut 8 Stunden Fahrt (inkl. Mittagspause) zogen verschiedene Landschaften vorbei, und wir konnten wieder zahlreiche Eindrücke von der Armut und Einfachheit der Lebensbedingungen auf dem Land gewinnen. Unser Unbehagen verstärkte sich, als wir nach etwa einer Stunde Fahrt eine Unfallstelle passierten. Der Unfall hatte sich gerade erst ereignet, und wir konnten nur einen umgekippten Motorroller, eine Stoßstange und einen Mann mit einem regungslosen Mädchen im Arm sehen, bevor der Bus weiter rollte. Wir haben keine Ahnung, was sich abgespielt hat, und mit welcher Konsequenz, aber die Aussicht auf schnelle medizinische Versorgung der Opfer dürfte gering gewesen sein.

Dementsprechend trüb war die Stimmung, als wir in Nyaung Shwe ankamen, zumal Carsten auch immer noch nicht fit war. Unser Hotel machte aber einen sehr netten Eindruck, und so bezogen wir unser Quartier und machten es uns gemütlich. Der Dienstag lässt sich recht schnell zusammenfassen – frühstücken, sich von den letzten Nachwehen der Magen-Darm Geschichte erholen, lesen, spielen, einen Rundgang durch Nyaung Shwe machen, lesen, lecker essen gehen, schlafen :-)


Am Mittwoch ging es dann auf eine Inle-See-Tour – der Klassiker der touristischen Aktivitäten in der Region. Um acht wurden wir von unserem englischsprachigen Führer und seinem Bruder, dem Bootsmann, abgeholt, und dann ging es zu Fuß zum Bootsanleger. Hier warteten noch etwa 50 andere Boote auf diverse Reisende, aber wir sollten schnell merken, dass der See so groß war, dass sich die Touristen-Massen schön verteilten. Bei dichter Bewölkung und angenehmen Temperaturen ging es los, vier in einem Boot, erst den Kanal entlang und dann auf den See. Und hier konnten wir so langsam verstehen, warum der Inle-See als eines der beliebtesten Reiseziele gilt – er ist einfach wunderschön. Relativ klares Wasser, Fischerboote, Ein-Bein-Ruderer, schwimmende Gärten, auf Stelzen gebaute Dörfer im See, alles umrahmt von Bergketten.

Unsere erste Station, nachdem wir schon ein schwimmendes Dorf durchquert hatten, führte uns zum Markt in einem der kleinen Dörfer rund um den See. Der Markt findet jeden Tag in einem anderen Dorf statt, so dass alle regelmäßig die Chance haben, ihre Waren zu verkaufen oder selbst einzukaufen. Unser einheimischer Führer lotste uns schnell an den Souvenirständen vorbei, so dass wir den Teil des Marktes sehen konnten, der vor allem von Burmesen besucht wurde. Die Vielfalt an Waren, an Ständen und an Menschen war sehr beeindruckend, auch wenn wir meistens gebückt an den Ständen vorbeihuschen mussten – die Dächer sind doch eher für die Körpergröße der asiatischen Klientel ausgerichtet, nicht für durchschnittliche Mitteleuropäer :-) Gemüse, Fleisch, Gewürze, Reis, Tofu, Fisch, teilweise noch lebendig, Kleidung, Messer, … alles gab es zu kaufen. Dazu konnte man neben den gewöhnlichen Streunern auch noch das ein oder andere Hundebaby bewundern – hier dürften genug Reste zusammengekommen sein, um alle Tiere satt zu machen.

Danach ging es weiter zu den traditionellen Webern – einer der vielen Touristen-Hotspots auf dem See. Hier wurde uns erklärt, wie Lotusfasern gewonnen und zu Garn gesponnen werden, und wir konnten die Fertigung von Stoffen auf Webrahmen ansehen. Im angeschlossenen Geschäft gab es dann zwar auch industriell gefertigten Waren, aber eben auch handgewebte Schals und Longhis (traditionelle Röcke für Männer und Frauen), die als Mitbringsel allerdings unerschwinglich waren.

Unsere nächste Station führte uns zu den Tabakhändlern. Hier werden Naturzigaretten noch per Hand gerollt. Der Tabak wird mit Anis oder anderen Früchten / Gewürzen angereichert, per Hand in Tabakblätter oder Maisblätter eingerollt, mit einem Maisfilter versehen und mit Naturklebstoff aus Reis zusammengeleimt. Natürlich mussten wir probieren, und trotz des natürlichen Aromas ist Rauchen einfach nichts für uns. Ein paar der Zigaretten haben wir trotzdem mitgenommen ;-)

Dann war es Zeit für eine Mittagspause – unser Bootsmann navigierte uns fachmännisch in ein kleines Dorf mit zahlreichen Restaurants und einem großen Tempel, in dem 5 berühmte Buddha-Statuen stehen. Die 5 Statuen sind aber inzwischen schon so mit Blattgold von frommen Spendern überzogen, dass man die Gestalt des Buddha gar nicht mehr erkennt, es sind eigentlich nur 5 Goldknubbel. Die Pause auf einer schattigen Terrasse war uns sehr willkommen, da inzwischen der Himmel aufgeklart war und die Sonne wirklich brannte. Am Nachmittag ging die Touristen-Tour weiter. Was hier allerdings negativ klingt, war wirklich schön – auch wenn es zwischendurch immer Verkaufsstationen gab, so konnte man auch einiges lernen, sich die Sachen ansehen und problemlos wieder gehen, ohne etwas mitzunehmen. Und die Bootsfahrerei auf einem schönen See bei herrlichem Wetter ist natürlich toll.

Nach einem Stopp in einer Silberschmiede – ebenfalls ein Traditionshandwerk, denn Myanmar ist reich an Edelmetallen und Edelsteinen – ging es weiter durch ein Fischerdorf zu einem Geschäft, das von zwei Langhalsdamen geführt wurde. Die Langhalsfrauen (keine Ahnung, ob das die offizielle Bezeichnung ist) leben eigentlich in einem südlicheren Staat Myanmars, der für Touristen nicht offen ist, und so haben sich die beiden Frauen entschlossen, ihre Lebensweise am Inle-See den westlichen Besuchern näher zu bringen (und dabei vllt. noch etwas zu verkaufen). Es ist krass, dass in dieser Kultur Mädchen schon im Alter von neun Jahren ihre ersten 5 Ringe umgelegt bekommen. Die Zahl wird dann alle paar Jahre erhöht, bis sie dann mit 19 Jahren bei der Maximalzahl von 24 Ringen angekommen sind. Uns wurden 3 Gründe genannt, warum Frauen die Ringe tragen (und wir sind nicht sicher, ob wir sie richtig verstanden haben): 1. Als Schutz vor Tigerangriffen (früher), 2. Das Volk versteht sich als Nachkommen der Drachen und wollen als solche der Erscheinung ihrer Drachenmutter ähnlich werden, 3. Weil es kulturelles Erbe ist, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Sachen gibts...

Nach einer Bootstour durch die schwimmenden Tomatenfelder machten wir noch Halt an einem Kloster, das berühmt ist für seine springenden Katzen – die Mönche haben es hier wohl geschafft, die Katzen zu trainieren. Die Viecher waren allerdings faul als wir kamen, und so gab es neben einer schönen Aussicht und einem Überblick über das Leben Buddhas nur schlafende Katzen zu bestaunen. Danach ging es zurück über den See, noch einmal kurz halten für den Sonnenuntergang und dann zurück nach Nyaung Shwe. Alles in allem war es ein herrlicher Tag, sehr abwechslungsreich und entspannt.

Der Donnerstag war vor allem eins: heiß. Und so konnten wir uns nicht wirklich aufraffen, Fahrräder zu mieten oder sonst allzu aktiv zu werden. Ein Spaziergang über den Markt war die einzig nennenswerte Aktion neben lesen, faulenzen und abends lecker essen gehen. Nett war, dass wir für einen Tag noch ein größeres Zimmer mit eigenem Balkon beziehen konnten, weil der Besitzer des Hotels für unser Zimmer einen mehrtägigen Nachmieter gefunden hatte, das große Zimmer aber leer stand. Am Freitag konnten wir dann vom Balkon noch eine große Spendenprozession aller Schulkinder der Umgebung verfolgen, bevor es ans Packen ging. Um 16 Uhr machten wir uns zur Busstation auf, wo uns der Nachtbus nach Yangon erwartete. Wir hofften auf eine ähnlich angenehme Fahrt wie am Montag, mussten aber leider schnell erkennen, dass dem nicht so werden sollte. Der Bus war deutlich älter und die Sitze unbequemer, aber es sollte ja noch viel besser werden. Bis wir endlich um Mitternacht(!) den Yangon-Mandalay-Highway erreicht hatten, musste man das Gefühl haben, der Bus hält an jeder verdammten Milchkanne. Kein Wunder, dass der die ganze Nacht braucht. Zudem fiel nach wenigen Stunden die Klimaanlage aus, so dass es im vollbesetzten Bus irgendwann muckelig warm. Schlechte burmesische Karaoke und Filme taten ihr Übriges zur Stimmungslage. Am Busbahnhof angekommen, erwartete uns dann noch der letzte Teil der nicht enden wollenden Odyssee. Der auf unserer Google-Karte eingetragene Busbahnhof war nicht der, an dem wir uns wiederfanden. Und das Hotel war auch nicht in der Straße, die uns der ach so beliebte Suchmaschinengigant ausgespuckt hatte. Ein netter burmesischer Englischlehrer und ein halbwegs ortskundiger Taxifahrer brachten uns dann am Ende aber irgendwie doch noch an unser Ziel: Das Alfa Hotel in Yangon, in das wir nun nach über 16 Stunden Ochsentour eingecheckt haben und wo wir uns jetzt erst einmal ne Mütze Schlaf gönnen werden. Morgen werden wir uns dann in Ruhe die Stadt ansehen und am Montag wieder nach Bangkok zurückkehren. Von dort werdet Ihr auch das nächste Update bekommen.

Viele Grüße in die Heimat,

Carsten & Simone


18.11.2012

Wechselhafte Tage in Bagan

Hallo zusammen,

diesmal melden wir uns aus Bagan, unserer zweiten Station in Myanmar. Wie bereits im letzten Bericht erwähnt, ging es mit dem Boot von Mandalay aus gen Süden auf dem Irrawaddy, und zwar seeeehr früh morgens. Bevor wir aber von der Reise erzählen, möchten wir noch einmal kurz den letzten Abend in Mandalay rekapitulieren. Der war nämlich geprägt von den Folgen des etwas verspätet einsetzenden Kulturschocks. Obwohl wir in Mandalay schon einiges Schönes erlebt hatten, drängten sich an diesem Abend vor allem die fremden und weniger schönen Eindrücke in den Vordergrund. Myanmar ist für uns fremd wie nichts anderes zuvor, mit schönen Landschaften und freundlichen Menschen, aber es ist gleichzeitig auch ein hartes, unterentwickeltes Land. Was man auf den Bildern nicht sieht, ist der Geruch, der permanent durch die Straßen zieht, die Armut, der (so verwöhnt das jetzt auch klingt) niedrige Lebensstandard, und die Tatsache, dass man als blonder Westeuropäer einfach nicht untertauchen kann - man wird eben permanent angestarrt, allerdings ohne, dass es zu einer Kontaktaufnahme oder richtigen Gesprächen kommt - dazu reichen die Englischkenntnisse der Leute hier nicht. Und wenn man den ganzen Tag mit diesen fremden Eindrücken konfrontiert wird, man dann müde, reizüberflutet und schmutzig zurück ins Hostel kommt, wo ein verschimmeltes Badezimmer wartet und man das Toilettenpapier nicht in die Toilette spülen darf, weil die Abflussrohre dafür nicht geeignet sind, dann kann einen das schon mal mitnehmen. Nach kurzer Diskussion, ob wir an unseren Reiseplänen festhalten wollen, haben wir beschlossen, die Bootsfahrt und unsere Ankunft in Bagan abzuwarten und erst dann zu entscheiden.

Der Morgen begann früh, um 3:45 ging der Wecker, damit wir pünktlich um 4:30 das Taxi nehmen konnten. Das war allerdings nicht da, und die Kollegen an der Rezeption schienen leicht überfordert zu sein, uns noch eines zu besorgen. Zusammen mit einer amerikanischen Mitreisenden sind wir dann aber doch noch pünktlich zum Bootsanleger gekommen, um noch einen guten Plastikstuhl auf dem Deck des Schiffes zu ergattern. Auch das "Slowboat" gehörte zu den einfacheren Transportmitteln - die Einheimischen hatten es sich auf Matten gemütlich gemacht, den Touristen wurden Plastikstühle an die Reling gestellt, dazu wurden Säcke mit Lebensmitteln und anderen Gütern geladen. Nach markerschütterndem Hupen ging es dann gegen 5:30 los, zwischen 12 und 15 Stunden Flussfahrt lagen vor uns - viel Zeit zum Lesen, Musikhören, und Nichtstun. Sobald die Sonne aufgegangen war, konnte man an den Ufern des Irrawaddy-Flusses sehen, wie die ländliche Bevölkerung in Myanmar lebt - von Ochsen gezogene Pflüge, zwischendurch ein paar Holzhütten, Felder. In Mandalay hatten die meisten Menschen noch in "richtigen" Häusern gewohnt, hier auf dem Land lebt die Bevölkerung jedoch noch sehr einfach - waschen im Fluss, keine Elektrizität etc... Zwischendurch hielt das Boot immer wieder an einem dieser kleinen Dörfer, Güter wurden entladen, neue Säcke auf das Schiff gebracht. Und es kamen die Essensverkäuferinnen, die so gar nicht in das Bild der freundlichen, zurückhaltenden Burmesen passten, das der Lonely Planet zeichnet - mit großer Penetranz wurden uns von mindestens 20 verschiedenen Frauen Früchte, Mais, Samosas oder andere Verpflegung ins Gesicht gehalten, unser Sitznachbarin gar in den Schoß geworfen und lautstark angepriesen. Der Ansturm dauerte eine gefühlte Ewigkeit, und als das Schiff ablegte, waren wir einfach nur erleichtert.
Man kann natürlich verstehen, dass die Frauen Geschäfte mit den Touristen machen möchten, die ja Geld bedeuten, aber wir können (und wollen) einfach nicht jedem einen heißen Maiskolben abkaufen, den wir dann nicht essen, nur weil wir denken, wir helfen der Familie damit. Bei den übrigen Stopps war das Verkaufsgebahren etwas weniger aggressiv, aber die Angebote wurde den ganzen Tag über kontinuierlich wiederholt. Am krassesten fanden wir das Angebot, uns gegen Geld segnen zu lassen... Ansonsten war die Fahrt allerdings sehr ruhig und gemütlich, und am Abend ließ sich wunderbar der Sonnenuntergang über dem großen Fuss bewundern.

Gegen halb acht legte das Schiff schließlich in Bagan - Nyang U an, unserer Haltestelle. Noch auf dem Schiff wurden wir von Taxifahrern belagert, so dass wir - zusammen mit einer unglaublich dreisten Mitreisenden, die sich einfach vorgedrängelt und in unser Taxi-Arrangement gebombt hat - schon bald Richtung Hostel aufbrachen. Die werte Dame nahm ganz selbstverständlich auf dem Sitz neben dem Fahrer Platz, während wir uns auf die Tragfläche des Jeeps setzen mussten. Unsere Rucksäcke wurden auf das Dach verfrachtet. Doch wir kamen nicht weit - nach nur 200 Metern wurden wir (wie alle anderen) unsanft von der Polizei gestoppt, um die Ankunfts- und Tempelgebühr von 10 USD für Bagan zu entrichten. Als wir dann endlich am Hostel ankamen und erfuhren, dass für die Nacht unser Doppelzimmer mit eigenem Bad nicht frei war, wir also mit den Gemeinschaftstoiletten und -duschen vorlieb nehmen müssten, waren wir leidlich entnervt, aber gut. Wir haben also unser Quartier bezogen und sind dann erst einmal schön essen gegangen. Als in der Nacht jedoch für Carsten diverse Toilettengänge anstanden, weil er etwas Falsches gegessen hatte, und Simone in der Zeit mit einer Riesenkakerlake den Kampf aufnehmen musste, stellte sich uns am nächsten Morgen erneut die Frage, ob wir wie geplant weiterreisen oder unseren Aufenthalt verkürzen - was mit größeren Umbuchungskosten verbunden gewesen wäre. Aber, wie das meistens so ist, bei Tag ist alles halb so wild - wir sind in unser Zimmer mit eigenem Bad und funktionierendem W-LAN (!) umgezogen, es gab für Simone ein leckeres Frühstück, für Carsten Tee und Butterkekse, und nach einer langen Dusche haben wir beschlossen, die Sache durchzuziehen. Den Resttag haben wir entspannt verbummelt - zum einen, weil das Wetter regnerisch war, zum anderen, weil Carsten sich noch auskurieren mussten. So haben wir auf der Terrasse lediglich den Abend mit einem netten deutschen Pärchen verbracht und bis spät abends gequatscht.

Auch am Freitag war das Wetter regnerisch, aber inzwischen hatten wir unsere Ruhe wieder gefunden und konnten die unfreiwillige Gammelpause genießen - erst ein schönes Frühstück, anschließend Quatschen mit Amy, im Internet surfen und lesen. Zu fünft (wir, Amy und das deutsche Pärchen) ging es dann zum Mittagessen in ein nettes kleines Restaurant, und da der Regen nicht aufhören wollte, ging es danach wieder auf die Terrasse. Wirklich eine schöne Abwechslung zum aufreibenden Mandalay. Die Ruhe des Ortes tut gut, weniger Gehupe, weniger intensive Gerüche, und die Bewohner des Örtchens Nyaung U, in dem wir untergekommen sind, sind schon an die Touristen gewöhnt.

Am Samstag war es dann endlich soweit - es ging zu den berühmten Tempelfeldern von Bagan. Bei grauem, aber trockenem, schwül-heißem Wetter sind wir losgeradelt, immer die staubige Hauptstraße entlang, bis irgendwann links und rechts die ersten roten Ziegelpagoden sichtbar wurden. Der Großteil der Tempel liegt zwischen dem Nyaung U im Norden und Alt-Bagan südlich davon - Alt-Bagan, weil 1990 alle Bewohner des Ortes in einer Nacht- und Nebelaktion umgesiedelt wurden, und zwar nach Neu-Bagan. Vom alten Dorf ist nicht viel geblieben außer der alten Stadtmauer und Touristenrestaurants. Auf einer Fläche von über 40 Quadratkilometern sieht man hier über 2000 kleine und große Tempel verstreut - mal einzeln, mal gruppiert, die meisten gebaut zwischen 11. und 13. Jahrhundert, wenngleich man auch neuere Bauwerke oder aber kürzlich vorgenommene Reparaturen erkennen kann. Wir sind beeindruckt von der Fülle an Bauwerken, wenngleich die Tempel selbst wenig Abwechslung in ihrer Gestaltung bilden - die Größe variiert, ebenso die Verzierung der Wände oder die Pagodenform, aber (fast) alle sind aus rötlich-braunen Ziegeln errichtet und beherbergen Buddha-Statuen (hier variiert lediglich die Pose oder die Haltung der Hände).

Dank der Fahrräder konnten wir sehr gut zwischen verschiedenen Tempeln hin- und herfahren und die Anlagen erkunden. Einzig der Eifer der Souvenirverkäufer konnte unsere Stimmung etwas trüben. In Nyaung U hatten wir noch erfreut zur Kenntnis genommen, dass Touristen hier nicht mehr als seltsame Wesen wahrgenommen und dementsprechend angestarrt wurden. An den Tempeln mussten wir die Kehrseite des fortgeschrittenen Tourismus erkennen - zahlreiche Händler taten ihr Bestes, um T-Shirts, Bilder und lackierte Holzkunst zu verkaufen. Die Verkaufstechniken reichten von Penetranz (man fragt erst 3 mal Carsten, dann 3 mal Simone, um dann wieder auf Carsten zurückzukommen), über freundliche Konversation ("Where do you come from - ah, Germany, guten Tag") bis hin zu moralischer Erpressung (eine Burmesin sagte, sie arbeite im Tempel, erklärte uns einige Merkmale der Anlage, sagte dann, dass sie Holzwaren verkaufen würde, und dass man ihr ja jetzt etwas abkaufen solle, schließlich habe sie ja auch uns geholfen). Spätestens hier mussten wir erkennen, dass wir schlichtweg mit einer falschen Vorstellung nach Myanmar gekommen waren - die freundlichen, unbedarften Burmesen, mit denen man laut Lonely Planet ins Gespräch kommen und über die Lage der Welt, das eigene Leben und Myanmar reden kann, die gastfreundlich und offen sind, haben wir leider bisher nicht getroffen. Kommunikation ist entweder aufgrund der Sprachbarriere nicht möglich, oder aber die Kontaktaufnahme dient ausschließlich dem Zweck, ein Geschäft mit uns abzuschließen. Jetzt kann man fragen, was schlimm daran ist, da es ja an vielen anderen touristischen Orten auch so ist. Wir hatten aber doch irgendwie die (falsche) Erwartung, dass die Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung anders sein würden.

Die Nachtruhe von Samstag auf Sonntag wurde gegen 4:30 jäh unterbrochen, als sich bei Carsten ein neuer, noch heftigerer Anflug von Magen-Darm-Infekt zeigte. Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Schüttelfrost, das volle Programm. Nach kurzen Nachforschungen konnten wir Malaria ausschließen (kein Fieber, Inkubationszeit von rund 12 Tagen, und da es sowohl in Bangkok als auch in Mandalay keine Malaria-Mücken gibt, kann es schlichtweg keine Malaria-Infektion sein). Dank voll ausgestatteter Reiseapotheke konnten wir aber eine geeignete Therapie einleiten, und er befindet sich (langsam) auf dem Weg der Besserung. Dementsprechend ruhig war der Sonntag, wir haben viel gelesen und ausgeruht. Morgen geht es dann - stabile Gesundheitslage vorausgesetzt - weiter zum Inle-See, von wo wir uns dann in ein paar Tagen erneut melden.

Viele liebe Grüße,

Simone & Carsten

13.11.2012

Mandalay - und wir dachten, Bangkok sei krass...


Hallo Ihr Lieben,

wir melden uns mit einem ersten Bericht aus Myanmar. Unsere Zeit in Mandalay war überwältigend, anstrengend, atemberaubend. Nach sehr kurzer Nacht ging es am letzten Samstag früh morgens zum alten Flughafen in Bangkok (von dort starten die asiatischen Billigflieger). Pünktlich um zehn nach neun erhob sich der Flieger von AirAsia mit uns an Bord in die Lüfte gen Mandalay, wo wir nur nach nur eineinhalb Stunden Flug sicher gelandet sind. Der Flughafen ist riesig, ein sehr gutes Beispiel für die schlechte Planung der Militärregierung, denn mit gerade mal 2-3 Flügen am Tag läuft der Laden deutlich unter Kapazität. Nach Grenz- und Zollkontrolle konnten wir unser Gepäck in Empfang nehmen und uns in die Schlange am Wechselschalter einreihen. Die Währungsgepflogenheiten sind eher eigenwillig – man kann in Myanmar nur fast nur Dollarscheine in Landeswährung wechseln, und auch nur dann, wenn sie neu, nicht geknickt, eingerissen oder fleckig sind. Tja, und wenn die Seriennummer der Dollarnoten mit CB beginnt, hat man sowieso verloren. Verrückt... Nach einer halben Ewigkeit konnten wir dann 84 200 Kyat in Empfang nehmen (umgerechnet 100 USD) und uns mit dem Sammeltaxi nach Mandalay durchschlagen.

Dort angekommen, konnten wir erleichtert feststellen, dass unsere telefonische Buchung geklappt hatte. Im AD1 Guesthouse wartete ein wirklich einfaches, aber halbwegs sauberes Zimmer auf uns, mit funktionierender Klimaanlage und Badezimmer auf Campingplatzniveau. Nach dem Gepäck abladen ging es gleich mit einem Mitreisenden, den wir am Flughafen kennen gelernt hatten, auf Erkundungstour. Unser Gästehaus lag in einer kleinen Straße direkt an einem kleinen Tempel, neben einem Internetcafé und einem Straßenmarkt, wo es von getrocknetem Fisch über Gewürze, Obst und Gemüse alles gab. Die Luft in Mandalay ist deutlich besser als in Bangkok, aber die Gerüche sind fast noch intensiver. Überall sitzen Händler, die Waren werden weiterverarbeitet, die Warenstände werden gefegt, oder man sitzt und redet oder schaut dem bunten Treiben zu. Schon von der ersten Minute unserer Tour an wurden wir zur Hauptattraktion. Scheinbar gibt es noch nicht so viele Touristen in Mandalay, auf jeden Fall haben wir alle Blicke auf uns gezogen, die Leute kicherten, guckten uns an, jeder winkte uns zu und lächelte uns an, der ein oder andere traute sich auch, hallo zu rufen. Alle waren unglaublich freundlich.

Auf der Suche nach dem Restaurant, das man uns im Hostel empfohlen hatten, kamen wir an einer Hochzeitsfeier vorbei und wurden gleich resolut ins Lokal gewunken. Alle Gäste schienen begeistert, uns zu sehen, wir mussten uns setzen, Eis und Süßigkeiten essen und mit dem Brautpaar für das Hochzeitsvideo posieren. Der Vater der Braut schien unglaublich stolz, einen solchen Spezialeffekt für die Hochzeit organisiert zu haben. Für uns war die Freundlichkeit auf jeden Fall eine wirklich besondere Erfahrung. Der erste Abend war für uns dann allerdings früh zu Ende, da der Tag lang, heiß und ermüdend war.

Der nächste Morgen begann mit einem Paukenschlag. Kurz nachdem der Wecker geläutet hatte, begann unser Hostel zu wackeln und zwar richtig – Boden, Wände, Fensterrahmen, Deckenventilator. Im ersten Moment haben wir nicht realisiert was passiert, aber nachdem nach 10 Sekunden die Erschütterungen nicht aufhörten, kam uns der unglaubliche Gedanke, dass es sich wohl tatsächlich um ein Erdbeben handeln könnte. Also haben wir uns vorschriftsgemäß zwischen den Türpfosten postiert (einer zum Flur, einer zum Bad hin) und nach weiteren 20 Sekunden kehrte wieder Ruhe ein. Das Ganze hat uns einen ziemlich großen Schreck eingejagt, zumal das Beben mit einer Stärke von 6,6 in Mandalay doch recht stark war (im Epizentrum wurden über 7 gemessen), aber uns ist nichts passiert...


Nach einem ausgedehnten Frühstück ging es mit einigen anderen Gästen auf zum Fahrradverleih. Wer die Verkehrsverhältnisse in Mandalay nicht kennt, wird im ersten Moment nicht verstehen, welche Risikobereitschaft und Abenteuerlust sich hinter dem Entschluss verbergen, mit dem Fahrrad die Stadt zu erkunden. Es gibt geschätzt drei Ampeln in Mandalay, und das war es an Verkehrsregulierung. Keine Schilder, keine Fahrbahnmarkierungen, keine Regeln, bis auf eine: wer am lautesten hupt, hat Vorfahrt. Überladene LKW, Fahrräder mit Anhängern, dazwischen Motorroller mit 3 Mann Besatzung, alles kreuz und quer durcheinander. Dazwischen vier Deutsche und ein Amerikaner auf geliehenen Fahrrädern, ohne Helm und ohne Ahnung... Aber auch diese Herausforderung haben wir spielend gemeistert. Bei strahlend blauem Himmel und 30 Grad sind wir am Großen Palast vorbei, durch Geschäftsstraßen und schließlich zum Mandalay Hill geradelt, einem mit Tempeln und Pagoden bebautem Hügel nördlich der Stadt. Nach steilem Treppenaufstieg konnten wir von dort oben einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern und mit vielen Mönchen und anderen Burmesen, die ihr Englisch verbessern wollten, ins Gespräch kommen.

Am Montag haben wir uns beim Frühstück ganz spontan zwei Reisenden angeschlossen, die mit einem Taxi das Umland erkunden wollten. Auf dem Plan standen Sagaing, Inwa und der Sonnenuntergang über der U Bein Brücke, der längsten Teakholz-Pfahlbrücke der Welt. In Sagain erwarteten uns – wie könnte es anders sein – Pagoden und Tempelanlagen ohne Ende. Wieder ging es einen Berg hinauf, und überall gab es abzweigende Pfade, Treppen und Wege, die zu verschiedenen kleinen und großen Tempelanlagen führten. Allerdings erkennt man wie schon am Tag zuvor auf dem Mandalay Hill auch hier die Zeichen des immer stärker aufkommenden Tourismus – überall gibt es Stände mit Getränken und Souvenirs, und überall muss man für alles bezahlen, wenn auch für deutsche Verhältnisse nur Kleckerbeträge. Nach Sagain ging es zum Bootsanleger für die Überfahrt nach Inwa, einem kleinen Dorf mit ebenfalls berühmtem Kloster. Hier haben wir nach dem Mittagessen allerdings beschlossen, die „berühmte“ Kutschfahrt ins Klosterdorf auszulassen, und uns stattdessen einfach auf schattige Liegen am Fluss verzogen. Herrlich... 



Der letzte Stopp des Tages an der U Bein-Brücke bescherte uns einen noch schöneren Sonnenuntergang als am Vortag und zeigte die Landschaft, die wir uns vorgestellt hatten – das Flussdelta im Abendlicht, Tempel, ein paar Reisfelder. So klischeehaft und doch wunderschön, wenn man den Müll außer Acht lässt, der überall rumliegt. In Mandalay und Umgebung gibt es noch keine geregelte Müllabfuhr. Dafür, dass sich keiner für Müllbeseitigung zuständig füllt, sind die Straßen in Mandalay relativ sauber, außerhalb der Stadt findet man aber häufig Müllfelder, weil die Menschen ihre Abfälle einfach im Umland verteilen. Myanmar  ist eben doch noch ein Entwicklungsland, was an der schlechten Infrastruktur immer wieder deutlich zu sehen ist.

Heute, an unserem letzten Tag in Mandalay, bevor es mit dem Boot weitergeht, haben wir uns erneut auf Leihräder geschwungen und sind zur Kuthodaw Paya gefahren, dem „größten Buch der Welt“. Hier hat jede der steinernen Inschriftentafeln eine eigene kleine Pagode, man kann also durch ein weißes Pagodenmeer laufen. Da unsere neu gewonnenen Burmesischkenntnisse jedoch nicht zum Lesen reichte, können wir hier leider keine buddhistischen Weisheiten zum Besten geben ;-) Der Rest des Tages steht nun unter dem Motto Entspannung, denn Abfahrt nach Bagan ist für morgen früh 5:30 angesetzt, und wir werden um 4:30 abgeholt...

Der nächste Bericht folgt dann aus Bagan. Bis dahin viele Grüße in die Heimat,

Carsten & Simone

11.11.2012

Bangkok unlimited



Hallo ins herbstliche Deutschland,

wir melden uns nach fünf ereignisreichen Tagen im schwülheißen Bangkok, einer Stadt wie ein Abenteuer: Temperaturen gut über 30° Celsius, Luftfeuchtigkeit über 80%, die Stadt ist hektisch, laut, schmutzig und stinkt aus allen Ecken. Bangkok steht kurz vor dem Verkehrsinfarkt, eine Smogglocke hängt über der Stadt, man kann die Luft fast schneiden und nach kurzer Zeit tun einem die Lungen weh. Aber: Bangkok hat Charakter und unglaublich viel zu bieten: nächtliche Straßenmärkte, traumhaft schöne Tempelanlagen, ein angenehmes Flair und super leckeres Essen. Unsere Unterkunft lag etwas abseits der Silom Road, einer 6 spurigen Hauptstraße, über der noch eine Hochbahn fährt. Uns umgaben kilometerlange Nachtmärkte, die sich auf den Gehwegen ausbreiteten, dutzende Bars, Massagesalons, Restaurants und auch das unumgängliche Rotlichtgeschäft.

Nach unserer Ankunft am Montag verbrachten wir den Resttag eher ruhig und haben die Gegend rund um unsere Unterkunft erkundet. Der Dienstag war bis zum Abend ein absolut gebrauchter Tag. Wir wollten morgens zum STA Travel Reisebüro, um unsere Weiterreise nach Burma zu organisieren. Wir hatten uns Adresse und Route über Google Maps rausgesucht, aber nicht mit den chaotischen thailändischen Verhältnissen gerechnet. Hausnummern? Keine Spur. Und wenn, dann nicht einmal in richtiger Reihenfolge. Da sich auch das Kartenmaterial als völlig falsch herausstellte, waren wir nach über einer Stunde erfolglosen Herumlaufens wieder zurück am Hostel. Naja, irgendwann waren wir dann tatsächlich am empfohlenen Reisebüro, nur um festzustellen, dass dort kaum einer Englisch spricht und erst recht nicht Flüge oder Unterkünfte für Burma buchen kann. Das hieß für uns wieder zurück zur Unterkunft und das Ganze selbst in die Hand nehmen, was sich als extrem schwierig herausstellen sollte. Flüge waren kein großes Problem, aber eine Unterkunft für den ersten Stopp in Mandalay zu finden erwies sich zunächst als unmöglich. Sämtliche von Lonely Planet oder in Reiseforen empfohlenen Unterkünfte waren voll, ausgebucht bis Ende November(!). Irgendwann gaben wir auf, wir wollten zumindest noch ein bisschen was vom Tag haben und schlossen uns am Abend ein paar Amerikanern zum Besuch beim Muay Thai an.


Thaiboxen gilt als die härteste Kampfsportart überhaupt und ist Nationalsport hier. Dementsprechend häufig sind die Kämpfe angesetzt – fast jeden Tag kann man das Kräftemessen nach Thai Art in einem der beiden großen Stadien Bangkoks sehen.  Dabei stehen nicht selten 9 Kämpfe auf dem Abendprogramm, die verschiedene Alters- und Gewichtsklassen abdecken und von denen eine Begegnung als Hauptkampf besondere Aufmerksamkeit genießt. Als wir am Stadion ankamen, wurden wir natürlich sofort als Touristengruppe identifiziert und mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht. Nachdem wir trotz „special prices“ mit Sicherheit die teuersten Karten überhaupt erstanden hatten, ging es sofort ins Innere des Lumpinee Stadiums, wo wir prominent direkt am Ring platziert wurden. Wer die Vorstellung hatte, das Thai-Boxen sei hier zu einer Art Touristenattraktion verkommen, wurde schnell eines besseren belehrt. Zwar wurden die teuren Plätze rund um den Ring hauptsächlich von westlichen Zuschauern besetzt, aber sämtliche Stehränge waren voll mit lokalen Fans und Wettkönigen. Der erste Kampf zwischen zwei sehr jungen Kämpfern hatte gerade begonnen, und wir konnten die Atmosphäre im Stadion, mit Trommeln und Musik, auf uns wirken lassen. Nach 2 Kämpfen, die immer 5 Runden zu je 3 Minuten dauerten, hatten wir schon einen ersten Eindruck von der Spannung und Härte im Thai-Boxen bekommen. Event Nummer 3 aber hat uns dann sehr deutlich gezeigt, wieso dieser Sport als so brutal gilt. Schon in Runde 2 erlitt einer der Kämpfer durch einen Ellenbogen-Check des Gegners eine Platzwunde über dem linken Auge. Das schien allerdings nur seine Aggressivität zu steigern. Jedenfalls sahen wir in den nächsten zehn Minuten zwei permanent blutüberströmte Kämpfer, die ohne Unterlass aufeinander eindroschen. Daran muss man sich als friedliebender Mensch erst einmal gewöhnen. Der Menge schien es jedenfalls zu gefallen, lautstark wurden beide Seiten angefeuert und jeder Treffer / Schlag bejubelt. Bevor Ihr uns jetzt aber für Barbaren haltet, die nach Blut geifern, soll hier noch einmal betont werden, dass es sich doch um einen Sport handelt, der nach festen Regeln abläuft, mit Schiedsrichter und notfalls schneller medizinischer Versorgung... Die nächsten Kämpfe waren weniger spektakulär, aber gegen Ende immer spannend. Interessanterweise waren die beiden Kämpfe vor und nach dem Hauptkampf deutlich intensiver als der Hauptkampf selbst – da half es auch nichts, dass sich dann alle Touristen mit dem „Champion“ ablichten lassen durften. Alles in allem war es ein wirklich krasser, außergewöhnlicher Abend, wie wir ihn sicher so nicht mehr erleben werden.

Am Dienstag morgen haben wir dann – mit Liveberichterstattung zur US-Wahl als Hintergrundkulisse – die Myanmarplanung erneut in Angriff genommen, und siehe da, nach einigen erfolglosen Anrufen konnten wir uns doch tatsächlich noch ein Doppelzimmer in einem Hostel in Mandalay sichern. Derart beflügelt wurde auch der Rest der Rundreise durchgeplant, so dass wir kurz vor halb zwölf für alle Stationen eine Bleibe gebucht hatten. Danach ging es schnell zur Botschaft, um noch rechtzeitig ein Visum zu beantragen. Da so viel Aktionismus und dazu noch die heiß-schwülen Temperaturen ihren Tribut zollen, wurde der Nachmittag eher ruhig, bis wir uns doch noch mal aufraffen konnten. Und zwar ging es zu einem Schneider, den wir bei Tripadvisor gefunden hatten, einer Online-Bewertungsplattform für Reisen. Wir entschieden uns für diesen Schneider, weil er neben Herrenanzügen (was einige Thai-Schneider gut können) auch sehr gute Kostüme für Damen anfertigt. Natürlich brauchte es wieder eine gute Stunde und einige Umwege, bis wir an der richtigen Adresse waren, aber letzten Endes konnten wir uns selbst ein Bild vom Atelier machen. Nach langer Beratung und Betrachtung der Referenzen (der Laden hängt voll mit tausenden Visitenkarten internationaler Unternehmen) haben wir uns beide für einen Anzug entschieden. Auch das war eine besondere Thai-Erfahrung – Verkaufsgeschick, enorme Freundlichkeit und professionelles Maßnehmen.

Am Donnerstag war es dann endlich soweit: es ging in die Innenstadt Bangkoks. Beim Frühstück hatten wir zwei Reisende aus Australien und England kennen gelernt, und so ging es zu viert via Skytrain und Boot den Fluss hoch Richtung Zentrum. Auf dem Plan standen diverse Tempel und der Große Palast. Leider mussten wir schon kurz vor dem ersten Tempel eine unfreiwillige Pause einlegen. Das schwülheiße Wetter und die dunkelgrauen Wolken führten zu einem starken Gewittereinbruch, bei dem an  Außenbesichtigung erst einmal nicht zu denken war. Aber es dauerte nicht lange, da ließ der Regen nach, und wir konnten Wat Arun, eine Tempelanlage westlich des Flusses, besichtigen. Nach Flussüberquerung und Thai-Mittagessen ging es dann weiter zum Wat Pho, dem Tempel des liegenden Buddha. Besonderheit ist – wie der Name schon andeutet – eine große, vergoldete, liegende Buddha-Statue. Aber auch sonst sind die Anlagen durchweg beeindruckend. Zahlreiche kleine und große Hallen, reich verziert und wunderschön erhalten, laden zum Betrachten, Verweilen und Besichtigen ein. Da nach der Besichtigung Wat Phos der Große Palast schon geschlossen hatte, ging es weiter zur Kaosan Road, der Backpackerstraße schlechthin in Bangkok. Alles voller Hostels, Straßenverkäufer, Essensstände, billiger Schneider, Ausweisfälscher und Touristenklitschen – sehenswert, aber wir waren froh, dass wir in einem etwas weniger touristischen Viertel untergekommen sind.

Der Freitag war der letzte Tag in Bangkok vor unserer Myanmarreise, und auch an diesem Tag stand einiges auf dem Programm: Großer Palast und Smaragdbuddha, Visum abholen, erste Absteckprobe beim Schneider, und natürlich Packen. Allerdings war es so unglaublich heiß und schwül, dass wirklich alles nur mit großer Mühe und im Schneckentempo vonstatten ging. Die Palastanlage mit angeschlossenem Tempel waren erneut sehr beeindruckend, doch das Wetter und die Tatsache, dass man lange Kleidung tragen musste, schlugen definitiv auf die Besichtigungsstimmung. Die besserte sich erst wieder nach Mittagessen und kühlem Getränk, und als wir beide unsere Visa für Myanmar in den Händen hielten, war die Vorfreude groß. Mit der Reise nach Myanmar wartet gegen Ende unserer Reise noch ein richtiges Abenteuer auf uns...

Nach einer sehr erfolgreichen Anprobe beim Schneider, einer abschließenden Thai-Massage für Simone und erfolgreichem Packen endete unser erster Bangkokbesuch, und die Bilanz ist alles in allem positiv – eine wirklich verrückte, chaotische, volle, laute, heiße, stinkende, aufregende Stadt, und wir freuen uns darauf, noch zwei mal wiederzukommen. Gestern morgen ging es dann aber erst einmal früh zum Flughafen. Nach kurzem Flug und wilder Taxifahrt sind wir gut und sicher in Mandalay gelandet und haben schon erste, überwältigende Eindrücke gewonnen – mehr davon im nächsten Bericht, Ihr dürft gespannt sein.

Viele liebe Grüße,

Carsten und Simone

PS: Ja, es gibt Internet in Myanmar!

PPS: Falls Ihr irgendwas über die Nachrichten mitbekommt: heute morgen gab es hier ein Erdbeben der Stärke 6,6. Es ist hier aber nichts passiert und uns geht es gut, das Hostel steht noch ;-)


08.11.2012

Kleine Geschichten für Zwischendurch - Teil 5

Vom Alltag auf Reisen

97 Tage sind wir nun auf Reisen und haben schon über 30 Stationen auf drei Kontinenten hinter uns. Emil und wir haben Naturwunder und großartige Städte gesehen, die Südsee besucht und vor Gletschern gestanden. Mit Hilfe unseres Blogs haben wir vieles davon festgehalten und versucht, Euch zuhause ein bisschen daran teilhaben zu lassen. Da wir schon vielfach in Emails und Telefonaten die Fragen gehört haben, wie wir das mit der Reiserei so hinbekommen, ob das Weiterreisen nicht zu anstrengend ist und wie wir mit der ganzen Organisation zwischendrin klar kommen, soll es hier kurz um die Zeit abseits der Wanderungen, Stadterkundungen und Ausflüge gehen, um den Alltag auf dieser Reise.

Wenn wir uns also unsere "Routineaktivitäten" ansehen, fällt uns zuerst das Offensichtliche ein: Wir müssen natürlich schlafen, was bei uns im Schnitt angenehme 8,5 einnimmt.

Dann kommt natürlich die Reiseplanung dazu, denn wir haben ja nicht die ganze Reise im Detail vorgeplant. Es geht zum einen um die nächsten Reiseziele. Wo wollen wir morgen, kommende Woche, nächsten Monat sein? Wie kommen wir dort hin, und wo wollen wir unterkommen? Gibt es Couchsurfing vor Ort oder müssen wir uns nach anderen Optionen umsehen? Gibt es gute Hostels und kann man vor Ort kostenlos den Mietwagen parken? Zum anderen ist es so, dass wir uns meist erst vor Ort über Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten informieren und entscheiden, was wir machen wollen. Meistens decken wir uns bei unseren Gastgebern oder bei den lokalen Touristeninformationen mit Tipps ein, wobei wir natürlich fast nie alles machen können (und auch nicht wollen). Außerdem ist das Ganze ja auch immer vom Wetter abhängig. Wir erkunden die Gegenden um unsere Unterkünfte, lassen uns gerne durch Städte und Straßen treiben und sehen auch mal Bereiche, wo nicht jeder Tourist rumläuft. Dann lassen wir auch mal einen Nachmittag in irgendeinem Café oder am Strand vergehen oder ziehen uns ein paar Stunden zum Nichtstun zurück - ebenfalls eine wichtige Konstante in unserer Reisegestaltung.

Eine weitere Alltagsaufgabe ist das Wäschewaschen, denn wir können selbstverständlich nicht Kleidung für 4,5 Monate mitnehmen. Leute, mit denen wir uns unterhalten, sind immer wieder erstaunt darüber, mit wie wenig Gewicht wir reisen. Zur Veranschaulichung: Beim letzten Check-In auf dem Weg nach Bangkok hatten unsere aufgegeben Rucksäcke jeweils nur ca. 13kg Gewicht, plus unser normales Handgepäck. Und das beinhaltet Laptop, Kamera + Zubehör, umfangreiche (und noch unbenutzte) Reiseapotheke, Besteck usw. Wie das geht? So einfach wie das klingen mag: möglichst wenig einpacken und bei der Kleidung das Zwiebelprinzip anwenden. Dabei reicht es uns im Schnitt einmal pro Woche Wäsche zu waschen, um ganz gut über die Runden zu kommen. Und das haben wir bei so gut wie jeder Station hinbekommen, meistens sogar kostenfrei bei unseren Gastgebern.

Das erspart uns auch das Waschmittel beim Einkaufen, was bei uns auch regelmäßig auf der Agenda steht. Gerade in den ersten drei Monaten, in denen wir uns größtenteils selbst versorgt haben, haben wir oft lokale Supermärkte aufgesucht, die Lebensmittelauswahl und -preise mit Deutschland verglichen und immer wieder das ein oder andere heimische Produkt entdeckt (vor allem Nutella und Rocher sind weltweite Verkaufsschlager).

Und dann haben wir natürlich noch den großen Block der Kommunikation mit der Heimat. Am offensichtlichsten ist der Blog, auf dem Ihr das hier gerade lest. Fast täglich stehen die Fotos auf dem Programm. Abends sehen wir uns gern noch einmal die Bilder des Tages an, löschen verwackelte oder überbelichtete Fotos und speichern die gelungenen Aufnahmen auf den Computer. Am Ende jeder Station machen wir dann eine Auswahl und laden die Fotos bei Google+/Picasa hoch (Fotogalerie mit unseren Stationen/Emil/Diashow/Schwarz-weiß). So stellen wir sicher, dass unsere Fotogalerie und die Seite für Emil immer auf dem neuesten Stand bleiben. Zusätzlich müssen wir unsere Reiseroute überarbeiten, bevor es an die Hauptaufgabe geht: das Schreiben des Berichts. Je nach Lust, Laune und Konzentration kann das alles schon mal gut und gerne ein paar Stunden dauern, bevor das Update online geht. Dazu kommt das Lesen und Schreiben des normalen Email-Verkehrs und die (un)regelmäßigen Anrufe in die Heimat. Was allerdings hier nach "Arbeit" klingt, ist auch für uns eine schöne Möglichkeit, alles Erlebte zu rekapitulieren und als Reisetagebuch festzuhalten.

Darüber hinaus ist eine regelmäßige Budgetkontrolle Pflicht, was sich (Online-Banking sei dank) problemlos mit dem Netbook erledigen lässt.

Alles in allem haben wir eine gute Balance gefunden zwischen dem, was wir tun müssen, und dem, was wir tun wollen. In den bisherigen drei Monaten sind wir zu einem gut eingespielten Reiseteam geworden, dass sich (fast) nie auf die Nerven geht :-) Mit der anstehenden Reise nach Burma könnte es noch einmal aufregender werden, da wir sicherlich eine etwas andere Infrastruktur vorfinden werden als bisher. Wir sind gespannt...




04.11.2012

Löwenstadt = Konsumstadt

Singha (Löwe) Pura (Stadt) - Insel- und Stadtstaat am Südende der Malakka-Halbinsel und unsere erste Station in Südostasien. Nach genau vier Wochen in Australien landeten wir am Freitagmittag nach 8 Stunden Flug am Changi Flughafen, eine Reise von einem Land der Superlative ins andere. Vom schönsten Naturhafen der Welt (Sydney) ging es stundenlang über das weite, fast gänzlich unbewohnte Innenland des Kontinents; rote Dünen zogen sich unter uns bis zum Horizont. Dann der Anflug nach Singapur, unter uns sehen wir unzählige Schiffe auf Reede oder in Anfahrt auf den zweitgrößten Hafen der Welt: riesige LNG-Tanker, Containerschiffe, Fähren, Bohrinseln, Frachtschiffe aller Sorten und Größen. 

Nach der Landung zeigte sich Singapur von seiner besten Seite. Der Flughafen ist extrem sauber, alles ist gut ausgeschildert und Zoll sowie Einreise gestalteten sich unkompliziert und extrem schnell, genauso wie die Anreise zu unserer Unterkunft. Ein Shuttlebus brachte uns für je 9 SGD direkt zum Hotel, top! Dort erwartete uns ein frisch renoviertes Hotel, das sich einen ganz eigenen Stil gegeben hat. Einfache, aber moderne Ausstattung in den Zimmern, die Treppen und Flure hat man jedoch im alten, fast kolonialen Stil gelassen. 

Das Wetter war während unseres Aufenthalts die größte Herausforderung für uns. Für jeden Tag waren Gewitter und Regen vorhergesagt, gleichzeitig immer ca. 30° Celsius und über 80% Luftfeuchtigkeit. Genau das richtige Wetter für uns durchschnittliche Mitteleuropäer...

Nach unserer Ankunft im Hotel war es gerade mal trocken und so machten wir uns erstmal auf den Weg in die Innenstadt, genauer gesagt in die Orchard Road, die laut Info-Broschüre ganz besonders sein sollte. Das ist sie auch, aber anders als erhofft. Kilometerlang reihen sich hier riesige Einkaufszentren aneinander, jede für sich gerne so groß wie die Kölnarcaden oder das Rhein-Ruhr-Zentrum. Unser Stadtplan weist für den Innenstadtbereich 62(!) Shoppingzentren aus, davon alleine 34(!!!) nur entlang der Orchard Road. Es ist verrückt. Unzählige Menschen schieben sich durch die Straße, drängen in die Malls, Geschäfte und Foodcourts, ob Einheimische oder Touristen ist für uns dabei nicht ersichtlich. In den Malls findet man wortwörtlich alles: vom Billigladen mit 1$-Ohrringen bis zur $47.000 Uhr in der Auslage des Glashütten-Geschäfts, vom Ferrariverleih zum Fachgeschäft für Kopfhörer. Hier werden Kapitalismus und Konsum auf die Spitze getrieben. Wir fragen uns, was passiert, sollten zwei Milliarden Chinesen und Inder jemals so einen Lebensstil verfolgen. Dann gute Nacht Erde...

Den Samstag ließen wir ruhig angehen und machten ein paar Reiseplanungen für die verbleibenden Wochen unserer Tour. Am späten Nachmittag sind wir dann aber doch losgekommen, um uns den nahe gelegenen indischen Stadtteil anzusehen. Leider kamen wir nicht wirklich weit, bevor uns die dunklen Wolken erreichten, um die Stadt mit Regen versorgen. Wir mussten also erst einmal in die U-Bahn flüchten und konnten uns von dort in eine der zahlreichen Malls zurückziehen. Später wurde es aber noch für einige Zeit trocken und wir konnten unsere Ansichtstour ins arabische Viertel verlegen. Auf dem Rückweg ins Hotel holte uns erneut der Regen ein, weshalb wir auch unseren abendlichen Besuch des Nachtzoos leider absagen mussten. 

Der Sonntag begann zunächst viel freundlicher. Die Sonne zeigte sich uns zum ersten Mal und so sind wir schnell ins indische Viertel aufgebrochen, der sich schnell als interessantester Stadtteil herausstellen sollte. Bunte Häuser entlang der vielgeschmückten Serangoon Road, hinduistische Tempel und vor allem: fast keine Touristen. Wir schlenderten durch enge Geschäftsarkaden, bewunderten die farbenprächtige Kleidung und hatten überall den Geruch von Weihrauch und Rächerstäbchen in der Nase. Dann ging es weiter zum Wasser, vorbei am berühmten Raffles Hotel, dem besten Haus am Platz und benannt nach Sir Thomas Stamford Raffles, dem Gründer des modernen Singapur.

Am Wasser erwartet uns das neueste Wahrzeichen Singapurs, das Marina Bay Sands. Drei 200 Meter hohe Hotel- und Bürotürme am Kallang River tragen eine durchgehende Plattform, die man besuchen kann. Wenn man schon mal da ist, wollten wir auch nach oben. Leider ist der Anblick Singapurs aus 200 Meter Höhe nicht besser als von unten: ein riesiges und wenig interessantes (Hoch)Häusermeer. Auf dem Rückweg setzte erneut ein heftiges Gewitter ein und uns blieb nichts anderes übrig, als den Nachtzoo erneut ausfallen zu lassen. Stattdessen beschlossen wir, erneut eine eher ruhige Kugel zu schieben, uns auf den Abflug nach Bangkok vorzubereiten und diesen Bericht zu schreiben.

Es ist gut morgen wieder weiterzuziehen. Singapur hat uns nicht wirklich gepackt, es hat keine spezielle Seele (außer dem Konsum) und wir konnten hier wenig Spezifisches entdecken. Einzig das Miteinander der Kulturen und Religionen hat uns wirklich beeindruckt. Auf kleinstem Raum findet man Kirchen, Synagogen, Moscheen sowie buddhistische und hinduistische Tempel. Ob Singapur wirklich ein "Asien light" Einstieg für uns war, wird sich noch zeigen müssen - mal abwarten, wie Bangkok wird. Allerdings müssen wir auch zugeben, dass uns in den letzten Tagen ein wenig Reisemüdigkeit überkommen hat. Die Vorfreude auf das immer nächste und übernächste Ziel ist uns etwas verloren gegangen. Wir hoffen mal, dass sich das bald wieder einstellt, immerhin haben wir noch gute sechs Wochen und einige Highlights vor uns. Wir werden berichten.

Beste Grüße in die Heimat

Simone & Carsten



01.11.2012

Sydney – unsere letzten Tage in Australien

Es ist Donnerstag Abend, und unsere Zeit in Australien neigt sich dem Ende zu – eine gute Gelegenheit, um die letzten Tage Revue passieren zu lassen und sich einzustimmen auf Asien, die große Unbekannte unserer Reise.

Die Tage in Sydney sind wie im Flug vergangen. Nachdem wir Sonntagabend gut in der größten Stadt Australiens angekommen waren, haben wir unser schönes Quartier in East Balmain bezogen und den Tag beim Italiener ausklingen lassen. Am nächsten Morgen ging es mit der Fähre zur Stadterkundung – dank des verzweigten Hafenbeckens können verschiedene Stadtteile Sydneys sehr gut zu Wasser erreicht werden, und das Fährnetz ist gut ausgebaut. Bei schönstem Wetter konnten wir Harbour Bridge, das beeindruckende Operngebäude und die Rocks, den alten Kern von Sydney, erkunden. Wie schon in Vancouver laden hier viele schöne Promenaden zum Spazieren am Wasser ein, es herrscht reger Bootsverkehr und alle – Touristen wie Einheimische – genießen die öffentlichen Plätze und Parks mit Wasserspielen oder gehen in einem der zahlreichen Cafés oder Restaurants dem gepflegten Müßiggang nach. Alles in allem macht die Stadt einen lebhaften, aber stressfreien Eindruck.

Am Dienstag ging es weiter mit der Stadtbummelei - nach einem kurzen Schreckmoment am Morgen. Nach drei Monaten ohne Zwischenfall gab es den ersten Anlass, unsere Auslandskrankenversicherung zu nutzen. Carsten musste sich nach morgentlichem Sturz in der Dusche vom Chiropraktiker wieder einrenken lassen. Jaja, die meisten Unfälle passieren im Haushalt... Nach dementsprechend verspätetem langsamen Start in den Tag ging es nachmittags noch in die Einkaufsstraßen der Stadt. Wie auch schon in Adelaide und Melbourne gibt es eine schöne Fußgängerzone, zahlreiche Geschäfte und Malls, und zwei sehr sehenswerte Arkaden – das riesengroße Queen Victoria Building, und die etwas kleinere, aber feine Strand Arcade in edlem viktorianischen Stil. Alles in allem kann man Sydney getrost als Shoppingmekka bezeichnen. Am Dienstagabend haben wir uns dann noch ein letztes Mal mit Carstens Mutter zum Abendessen getroffen. Auch kulinarisch muss sich Sydney nicht verstecken – mit über 3000 bei Tripadvisor aufgeführten Restaurants ist sicher für jeden etwas dabei. Wir haben tolles Thai-Essen mit außergewöhnlich gutem Service zu günstigen Preisen genossen. Ein wirklich schöner Abschied.

Der nächste Tag führte uns wider Erwarten nicht in die Blue Mountains, sondern an den Strand. Nicht an den berühmten, überlaufenen und nicht mal 1 km langen Bondi Beach, sondern nach Manly. Mit der Fähre ging es durch das Hafenbecken gen Norden, zu einem wunderbar entspannten Tag am Meer, mit tollem Strand, genug Platz, Schatten und phantastischem Eis. Was will man mehr…

Und heute hieß es dann packen, das Paket mit warmen Klamotten für Deutschland fertig machen (die Fleecejacken werden wir in Asien sicher nicht mehr brauchen), noch kurz einen ehemaligen Praktikantenkollegen von Carsten treffen, und sich mental auf Asien einstimmen. Nach fast genau drei Monaten durch "westliche" Länder haben wir auch genug. Irgendwann hat man reichlich Großstädte, Kirchen und Nationalparks gesehen. Es wird Zeit für etwas komplett Neues, auch wenn Singapur jetzt wohl erstmal ein sanfter Einstieg in Asien werden wird.

Nun werden wir aber erst einmal mit dem letzten Rotwein aus dem King Valley auf das Ende unseres dritten Kapitels anstoßen und uns dann in ein paar Tagen wieder melden.

Viele Grüße in Heimat,

Simone & Carsten



28.10.2012

Gastfreundlichkeit in El Dorado



Hallo liebe Lesenden,

wir melden uns nach drei sehr schönen Tage in El Dorado, wo wir (erneut) die Gastfreundlichkeit der Australier genießen durften. Die Unterkunft für uns drei hatten wir erneut über airbnb gefunden, und wir wurden mal wieder nicht enttäuscht. Wir hatten ursprünglich nach einer Unterkunft rund um Albury / Wodonga gesucht und schließlich in El Dorado gelandet, einem kleinen Kaff bei Wangaratta. Die beworbenen Bilder versprachen schon eine schöne, gemütliche Unterkunft. Was uns dann aber in der Realität erwartete, überstieg unsere Vorstellung deutlich. Ein wunderschönes Cottage mit zwei Schlafzimmern, zwei Wohnzimmern, einer großen Essküche und einem kleinen, behaglichen Bad. Wir fanden nicht nur einen gefüllten Kühlschrank vor, sondern auch einen feuerbereiten Kamin und reichlich Infomaterial zur Umgebung. Zudem bietet Sandy, unsere Vermieterin, selbst geführte Weintouren an, aber dazu gleich mehr.

Nach der Ankunft am Mittwochabend gab es zunächst ein selbst gekochtes Abendessen, bevor wir den Resttag gemütlich ausklingen ließen. Am nächsten Tag haben wir dann angefangen die Umgebung zu erkunden. Zunächst ging es zur El Dorado Dredge, einer unter Denkmalschutz stehenden, schwimmenden Goldförderanlage. Man muss sich das Ganze als einen geduckten Förderturm auf einem Floss vorstellen, der Mitte des 20. Jahrhunderts in der Gegend genutzt wurde. Am einen Ende wird der Grund des Flusses/Sees ausgebaggert, in der Mitte das Gold herausgefiltert und am anderen Ende das Restmaterial wieder abgelagert.

Im Anschluss zog es uns nach Beechworth, einer ehemaligen Goldgräberstadt, in der das alte Stadtzentrum noch schön erhalten ist. Ein bisschen Wilder Westen in Australien mit historischen Gebäuden, wie etwa Bankgebäuden, die einen extra Eingang zum „Gold Office“ aufweisen. Etwas abseits entdeckten wir einen Antiquitätenladen in einer ehemaligen Kirche, dessen Besitzer sich als Dieter Bach vorstellte. Er ist ein deutscher Immigrant aus Köln, der seit 50 Jahren in Australien lebt und wunderbare alte Möbel verkauft - hervorragend erhaltene oder aufgearbeitete Stücke aus dem 19. Jahrhundert wie ein toll gearbeiteter Sekretär aus rot-braunem Zedernholz oder eine gerade verkaufte holländische Wanduhr aus dem Jahr 1820. Uns fehlte aber dann doch das nötige Kleingeld und so ging es weiter nach Wangarrata, wo wir den Restnachmittag in einem gemütlichen Café verbrachten und dort zufälligerweise mit David ins Gespräch kamen, der eigentlich nur ein paar Werbeplakate für ein Jazzfestival aufhängen wollte, unser Gespräch auf Deutsch mitbekam und uns daraufhin ansprach - eine Begegnung mit (positiven) Folgen, wie sich noch herausstellen sollte. David berichtete uns, dass seine Frau Roslyn Deutschlehrerin sei und ihre Kinder alle mehrfach zum Austausch in Deutschland gewesen sind. Am Ende des Gesprächs tauchte auch sie auf und die beiden luden uns spontan zu sich nach Hause ein, um das Internet bei ihnen zu nutzen - das Internet im Café funktionierte nicht und wir wollten natürlich gerne den Blog aktualisieren. Gesagt, getan! So saßen wir also auf einmal bei einer australischen Familie zuhause und unterhielten uns herzlich über deren Zeiten in Deutschland und unsere Reisen in Australien. Wie sich herausstellte ist ihr 80-jähriger Vater Deutscher und wohnt mit seiner Frau nebenan. Nach einiger Zeit war es für uns Zeit aufzubrechen, aber David und Ros luden uns ganz spontan für den Samstagabend zum Känguruessen ein. Verrückt, aber so etwas passiert, wenn man auf Reisen geht.

Erst stand uns aber noch der Freitag bevor, und für diesen Tag hatten wir unsere Gastgeberin für eine geführte Weintour (s.o.) gebucht. Als „designated driver“ fuhr sie uns in unserem Mietwagen den ganzen Tag von einem Weingut und Feinschmeckerladen zum zum nächsten. Angefangen haben wir in der Milawa Gourmet Region in einem Café, bevor es zum ersten Weingut ging. Brown Brothers ist ein Großbetrieb, der vom Prosecco/Champagner bis zum süßen Dessertwein alles anbietet. Wie überall in Australien kann man auch bei deren Cellar Door unter hervorragender Beratung soviel und so lange probieren, wie man möchte (und durchhält). Nachdem wir drei uns einmal durch deren halbe Karte geschmeckt hatten, war es an der Zeit weiterzufahren. Nächste Anlaufpunkte waren eine Käserei und ein Senfmühle, bei der wir uns vom süßen Honigsenf bis zum Tripple-Chili-Senf durch die ganze Bandbreite getestet haben. Weiter ging es zum nächsten Weingut, dem kleinen King River Estate. Der Wein in diesem Weingut wird vornehmlich nach biologischem Prinzip angebaut, also ohne Einsatz von Chemikalien usw. Hier haben wir uns für die letzten Tage in Australien einen leckeren roten Sangiovese mitgenommen. Weiter, immer weiter – dieses Mal zur Gracebrook Vinery, wo uns hervorragendes Mittagessen in einer ehemaligen Scheune serviert wurde. Am Nachmittag standen dann noch die von ausgewanderten Italienern gegründeten Weingütern Dal Zotto und Pizzini auf dem Programm, die uns durchgehend mit tollen Rotweinen überzeugten. Wir konnten uns nicht ganz zurückhalten und haben noch eine Flasche für den Känguruabend und eine für uns mitgenommen. Irgendwie sind wir auf den Geschmack gekommen :-) Wie ihr euch vorstellen könnt, war am Abend nicht mehr besonders viel mit uns anzufangen und so verbrachten wir die letzten Stunden des Tages auf der Couch in unserem gemütlichen Cottage, mit wärmendem Kaminfeuer und den Leckereien aus der Region.

Nach der freitäglichen Völlerei musste am Samstag mal wieder ein Bewegungsprogramm her. Auf mehrfache Empfehlung hin fuhren wir zum Mt. Buffalo Nationalpark, wo wir bis zum späten Nachmittag mehrere kleine Wanderungen unternahmen. Nachdem wir ein paar Wasserfälle und Aussichtspunkte besucht hatten, ging es am Ende zum sprichwörtlich krönenden Abschluss noch zu „The Horn“, der Bergspitze auf über 1.700 Metern Höhe. Hier eröffnete sich uns bei bestem Wetter ein schöner 360° Blick auf die weite Landschaft zu unseren Füßen. Danach mussten wir uns beeilen wieder zurück zu kommen, denn wir waren ja für 18:30 Uhr zum Känguruessen eingeladen. Unsere Gastgeber David, Ros und ihre Mutter Alexia überraschten uns erst einmal mit Früchten, Käse und Gourmet-Dips zur Vorspeise, bevor es dann zum Hauptgang mexikanisch angehauchte Kängurulasagne gab - eine sehr leckere Kombination, dazu Kartoffeln, Salat, Bohnen und natürlich Rotwein. Zur Nachspeise wurde uns dann noch Eis mit frischen Beeren aufgetischt und (natürlich) deutscher Schnaps gereicht. Die ganze Familie und das ganze Haus atmete Deutschland: Biersteine über dem Kamin, Küchentücher mit aufgestickten deutschen Sprüchen und natürlich reichlich deutsche Sprache, Lieder usw. Es fehlte nur Roslyns deutscher Vater, der leider mit einer dicken Erkältung im Bett lag. Alles in allem war es ein herrlicher Abend zu sechst, geprägt von einer einnehmenden Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit. Ein tolles und mit Sicherheit auch prägendes Erlebnis.

Nach über 7 Stunden Fahrt sind wir heute Abend in Sydney angekommen und haben Carstens Mutter an ihrem Hotel abgesetzt, wo sie morgen früh ihre Reisegruppe für die kommenden zwei Wochen treffen wird. Für uns geht es am Freitag weiter nach Singapur und wir werden versuchen uns vorher nochmal mit einem Bericht zu Australiens heimlicher Hauptstadt zu melden.

Bis dahin verbleiben wir wie immer mit lieben Grüßen in die Heimat,

Carsten & Simone