01.01.2013

Epilog & Statistiken

Hallo liebe Lesenden,

wir wollen uns hiermit noch ein letztes Mal melden und damit unseren Weltreiseblog abschließen. Unsere Rückkehr liegt mittlerweile über drei Wochen zurück und wir haben uns wieder gut in der Heimat eingelebt, bevor im neuen Jahr der Ernst des Lebens wieder beginnt. Noch am Flughafen wurden wir von einem kleinen Empfangskommitee begrüßt (über das wir uns sehr gefreut haben), bevor es zum ersten Mal nach über vier Monaten wieder in unsere Bonner Wohnung ging. Seitdem hatten wir die Möglichkeit fast alle guten Freunde wiederzusehen, mit unseren Familien Weihnachten zu verbringen und gestern Abend schön ins neue Jahr reinzufeiern. Und wir müssen sagen: es fühlt sich ganz anders an als noch vor einem Jahr. Damals war unser Fahrplan für das anstehende Jahr mit Reisevorbereitungen, Arbeit und natürlich der Reise an sich recht klar geplant. Nun aber steht uns ein gänzlich offenes Jahr bevor. Privat hat sich nicht viel geändert, aber was erwartet uns auf der Arbeit? Was hat sich verändert? Welche Projekte stehen an? Wie können wir unsere auf der Reise gefassten Ziele erreichen und im Alltag umsetzen? Wieder mal steht uns eine spannende Zeit ins Haus und wir freuen uns darauf diesen Weg mit all unseren Verwandten, Freunden und Bekannten zu gehen.

Zum Abschluss bleibt uns nur noch uns bei Euch allen für Euer Interesse, Eure Nachrichten, Emails und Telefonate zu bedanken. Erst im Nachhinein erfahren wir so langsam, welch weite Kreise dieser Reiseblog gezogen hat und wie viele Menschen unsere Reise verfolgt haben. Euch allen unsere besten Grüße und ein gutes und gesegnetes Jahr 2013.

Carsten & Simone



PS: Unter "Reiseroute" findet ihr nun unsere komplette Route, sowie getrennt davon alle Stationen/Unterkünfte unserer Reise.

PPS: Für alle Interessierten gibt es hier ein paar Statistiken zu unserer Reise sowie dem Blog



Statistiken:


Reisedauer: 128 Tage
Kontinente: 3
Länder: 8
Stationen: 32
Flüge: 17
Mietwagen: 3

Bustouren: 8
Zugtouren: 2
Fährfahrten: 2 
Flugdistanz gesamt: 47.891 km
Mietwagendistanz gesamt: 10.799 km
Busdistanz gesamt: 2.639 km
Zugdistanz gesamt: 2.658 km
Fährdistanz gesamt: 271 km

Blog-Beiträge: 39 (inklusive diesem)
Seitenaufrufe: 6156 (bis heute)

Foto-Alben: 32
Geschossene Fotos: ca. 7200
Veröffentlichte Fotos: 1140
Veröffentlichte Emil-Fotos: 94


07.12.2012

Entspannter Abschluss auf Ko Chang

Finales Hallo in die Heimat,

es ist soweit: unsere Weltreise neigt sich ihrem Ende zu. Vor exakt 18 Wochen starteten wir vom Köln-Bonner Flughafen aus in Richtung Westen, um einmal den Globus zu umrunden, und heute endet das letzte Kapitel mit der Rückfahrt von Ko Chang nach Bangkok.

Auf Ko Chang, der Elefanteninsel an Thailands Ostküste, erwartete uns mit dem Gajapuri Resort ein echtes Traumhotel. Ganz ruhig am Kai Bae Beach gelegen, gibt es hier nur 29 Zimmer bzw. Bungalows und somit eine sehr übersichtliche Zahl von Gästen. Gleichzeitig gibt es aber so viele Liegen am Strand, im Garten und am Pool, dass man nie Schwierigkeiten hat, ein schönes schattiges Plätzchen zu finden. Damit entfällt die Notwendigkeit, sich morgens um 6 in einem Handtuchkrieg mit anderen Nationen die besten Plätze zu sichern ;-) Die Unterkünfte sind in einer sehr grünen, parkähnlichen Anlage gelegen, die auch ein Restaurant und Massageräume beherbergt. Im "Haupthaus" findet man lediglich vier Zimmer, der Rest sind Doppel- oder Einzelbungalows!

Uns erwartete ein 42qm großes Zimmer, dessen Bad alleine so groß war wie die meisten unserer Unterkünfte in den vergangenen Wochen. Wir freuten uns über soviel Platz, ein super bequemes Bett, ein sauberes Bad, einen richtigen Kleiderschrank, einen kleinen Kühlschrank und einen Fernseher, auf dem man neben Satelliten-TV auch hoteleigene und kostenlose DVDs schauen konnte. Im Große und Ganzen ein wunderbarer Platz die Seele baumeln zu lassen und noch einmal Kraft und Sonne zu tanken, bevor es zurück in die Heimat geht.

Wir haben es in der einen Woche hier auf Ko Chang sehr ruhig angehen lassen, aber uns selbstverständlich nicht sieben Tage im Hotel eingeschlossen. Am Montag haben wir eine Bootstour unternommen, die uns einen ganzen Tag lang um die verschiedenen Inseln hier gefahren hat und auf der wir nochmal die Chance zum Schnorcheln hatten. Leider hat der Klimawandel und die damit einhergehende steigende Wassertemperatur hier schon viele Korallenriffe stark angegriffen, so dass man unter Wasser viele tote Bereiche sieht. An einigen Stellen gibt es noch viele schöne Fische zu sehen, aber ob das in wenigen Jahrzehnten noch so sein wird?

Am Dienstag haben wir ein Elefantencamp in der Nähe des Hotels besucht, weil andere Reisende vom Trecking und Schwimmen mit den Dickhäutern geschwärmt haben und wir uns das erst einmal ansehen wollten. Es ist einerseits beeindruckend, so nah an diese großen und schönen Tiere heranzukommen und den Elefantennachwuchs mit Bananen aus der eigenen Hand zu füttern. Aber andererseits ist es auch bedrückend die Tiere wie Autos abgestellt zu sehen, angekettet, bemalt und wie sie nur mit ihren Köpfen hin- und herschwingen. Wir können die Situation der Tiere natürlich nicht ausreichend bewerten. Ist es gut, dass man weiterhin eine Beschäftigung für die Tiere hat, die man schon seit Jahrhunderten als Arbeitstiere einsetzt? Oder ist es nicht schlecht, dass der Mahut mit seinem Stock samt Eisenspitze auf den Schädel des Elefanten einschlägt, um ihn anzutreiben? Wir wissen es nicht, haben uns nach dem Besuch aber entschieden das Trecking nicht zu machen.

Am Abend des selben Tages haben wir uns dann mit zwei anderen Weltreisenden beim Italiener um die Ecke getroffen und stundenlang über unsere guten und schlechten Erfahrungen gequatscht. An dieser Stelle nochmal beste Grüße an Helen und Kira und euch noch viel Spaß auf eurer Reise und eine tolle Zeit in Neuseeland!

Etwas besonderes hatten wir uns dann für den Mittwoch vorgenommen: die Teilnahme an einem Thai-Kochkurs! Stundenlang haben wir hier vieles über die thailändische Küche, lokale Spezialitäten, die verschiedenen Gemüse, Reissorten und Gewürzen gelernt. Und natürlich gekocht! Phad Thai, Frühlingsrollen mit Sweet Chilli Sauce, Grünes Curry, rotes Curry und Hühnchen mit Cashewnüssen! Lecker!



Am Donnerstag wurde dann wieder gründlich gefaulenzt, bei schönem Wetter im Pool gebadet, gelesen und entspannt - von einem kurzen Besuch in der internationalen Klinik abgesehen (Simone hat sich rechtzeitig vor den Rückflügen eine Mittelohrentzündung eingefangen). Ein letztes Abendessen im Restaurant mit direkter Strandlage bildete den perfekten Abschluss unserer wundervollen letzten Woche in Thailand. Jetzt steht uns noch die Rückreise nach Deutschland bevor, von der wir heute schon den ersten Teil hinter uns gebracht haben. Nach fast neun Stunden mit Taxi, Fähre und Bus sind wir mittlerweile wieder in Bangkok angekommen. Morgen mittag geht es von hier in 2,5 Stunden nach Singapur, wo wir dann über vier Stunden Aufenthalt haben werden. Mit dem Airbus A380 geht es dann in 14(!) Stunden zurück nach London. Von dort ist es dann nur noch ein Katzensprung nach Düsseldorf, wo wir am Sonntag gegen 11:30 Uhr landen und nach 128 Tagen wieder deutschen Boden betreten werden.

Zum letzten Mal liebe Grüße aus der Ferne und wir melden uns dann wieder aus der Heimat

Simone & Carsten





29.11.2012

Faule Tage in Bangkok

Hallo Zusammen,

zum zweiten Mal auf unserer Reise haben wir ein paar Tage in Bangkok verbracht und dieses Mal - ehrlich gesagt - nicht wirklich viel gemacht. Draußen war es meist einfach zu heiß, zu schwül, oder zu regnerisch - manchmal auch alles gleichzeitig. Also haben wir es sehr ruhig angehen lassen. Wir haben die Heimreise (fast) fertig geplant, lecker gegessen, waren beim Schneider zur Anprobe unserer Anzüge und nach langer Zeit auch mal wieder im Kino. Der neue James Bond Skyfall ist klasse, den können wir nur weiterempfehlen. Auch Rise of the Guardians (Hüter des Lichts) ist einen Besuch für all jene wert, die Animationsfilme mögen. Im Kino wartete auch noch eine besondere thailändische Erfahrung: vor Beginn des Films müssen sich dort alle Besucher zur "Hymne des Königs" samt Propagandavideo erheben - einmalig :-)
  
Tja, viel mehr gibt es zu den letzten Tagen gar nicht zu sagen. Neue Fotos gibt es in Ermangelung von schönem Wetter und touristischen Höhepunkten ausnahmsweise auch nicht ;-) Morgen geht es für uns weiter zu unserer letzten Destination: Ko Chang. Wir freuen uns auf eine Woche Strandurlaub und wollen die Zeit nutzen, um unsere Batterien noch einmal voll aufzuladen und die Sonne ausgiebig zu genießen, bevor es zurück in die winterliche Heimat geht.

Ganz liebe und 30° heiße Grüße ins frierende Deutschland,

Simone & Carsten



26.11.2012

Yangon im Schnelldurchlauf

Hallo liebe Lesenden,

hier kommt mit unseren Worten zu Yangon auch schon der nächste und letzte Bericht zu Myanmar. Nach den angenehmen Temperaturen in Bagan und am Inle See erwartete uns in Yangon wieder das tropische Wetter Südostasien: 34° Celsius und drückende Schwüle. Nach der langen und anstrengenden Fahrt hierhin haben wir es den restlichen Samstag über sehr ruhig angehen lassen, uns blieb ja noch der Sonntag, um die Innenstadt und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir unseren Stadtrundgang und mussten nach kurzer Zeit feststellen: die Stadt an sich ist erst einmal wenig beeindruckend. Die innerstädtischen Straßen sind erstaunlich breit, aber für eine Stadt mit sechs Millionen Einwohnern herrscht sehr wenig Verkehr. Was hier komplett fehlt, sind Mopeds, die sonst im ganzen Land das wichtigste Fortbewegungsmittel sind. Zudem sieht man keine zusammengeschusterten Autos, Ochsenkarren oder Transportfahrräder, sondern nur normale Autos. Die Straßen wirken recht ordentlich, aber über den Rest der innerstädtischen Infrastruktur sollte man besser den Mantel des Schweigens hüllen. War diese in Mandalay schon in erbärmlichen Zustand, ist es hier desaströs. Selbst im direkten Zentrum findet man kaum einen existenten Bürgersteig, überall sind Platten herausgebrochen und dicke Löcher lassen direkt in den Untergrund blicken. Gehwege sind hier eher Hindernisparcours, bei denen man höllisch aufpassen muss, sich nicht die Knochen zu brechen.

Nun ja, wir ließen uns davon jedenfalls nicht abhalten und steuerten durch die Straßenmärkte zielsicher die Sule Pagode an, eine der wichtigsten buddhistischen Pagoden in Myanmar. Die Sule Pagode liegt genau im Zentrum der Innenstadt und von hier breiten sich das schachbrettartige Straßensystem und die Häuserblöcke aus. In der direkten Umgebung hat sich auch die ehemalige britische Kolonialmacht mit zahlreichen großen Verwaltungsgebäuden verewigt. Leider sind jedoch fast alle alten Kolonialgebäude in einem erbarmungswürdigen Zustand. Interessant zu beobachten ist, dass auch hier, ähnlich wie in Bangkok, verschiedene Religionen scheinbar friedlich koexistieren. Auf kleinstem Raum finden wir in der Innenstadt verschiedene buddhistische Pagoden, mehrere Moscheen und christliche Kirchen.
Nach kurzem Spaziergang durch das Zentrum ging es dann weiter zum Bogyoke Aung San Market, benannt nach Aung San Suu Kyis Vater, einem der Anführer der burmesischen Unabhängigkeitsbewegung. Der Markt erstreckt sich über zwei Etagen eines riesigen Kolonialgebäudes von 1926 (ehemals Scott's Market) und ist heutzutage in erster Linie ein Touristenmagnet. Hier kann man zu vernünftigen Kursen Geld tauschen und traditionelle Kleidung, burmesische Edelsteine, Schmuck und Antiquitäten kaufen. Immerhin war es nicht überlaufen und so sind wir ganz in Ruhe hindurchgeschlendert und dem Wetter draußen entgangen. Danach haben wir uns über Mittag wieder ins Hotel zurückgezogen, in der Hitze war es draußen kaum auszuhalten.

Am Nachmittag wartete noch Yangons Highlight auf dem Programm: die Shwedagon Pagode - Wahrzeichen und religiöses Zentrum Myanmars. Auf einem Hügel etwas außerhalb der Innenstadt wurden in den letzten 2.500 Jahren auf einer 60.000qm großen Marmorplattform hunderte kleine und größere Tempel, Stupas, Chedis errichtet, die sich alle um die Hauptstupa arrangieren. 98 Meter hoch ragt die Stupa in den Himmel und kann es bezüglich Pomp und Prunk mit jeder bayerischen Kathedrale aufnehmen. Gold haben wir in den buddhistischen Tempeln und Klöstern schon reichlich gesehen, aber die Shwedagon übertrumpft alles. Die Stupa ist mit geschätzten 60 Tonnen Gold überzogen, die Wetterfahne mit tausenden Edelsteinen geschmückt und oben auf der Spitze thront ein 76 karätiger Diamant. Wahnsinn!



Wir müssen aber eines zugeben: so schön und beeindruckend dies alles auch war, so richtig begeistern konnte es uns nicht mehr. Es ist schon ein seltsames Gefühl: da steht man vor so einem außergewöhnlichen und geschichtsträchtigen Bauwerk, sieht die vielen Gläubigen und bleibt doch relativ gleichgültig. Das hat nichts speziell mit diesem Ort oder dem Land zu tun, sondern ist ein Gefühl, das wir schon ein paar Wochen mit uns herumtragen. Nach fast vier Monaten unterwegs sind wir mittlerweile reisemüde geworden. Neue Eindrücke können uns kaum nicht mehr so begeistern und wir ziehen auch nicht mehr jedes Mal aufs neue mit viel Enthusiasmus zum nächsten Ort weiter. Alles in allem kommen wir uns ein bisschen "ausgebrannt" vor, und wir wollen kaum noch weiter. Deshalb haben wir uns jetzt auch entschieden, nicht mehr nach Kambodscha zu reisen, sondern unseren Strandurlaub vorzuziehen und dann ein paar Tage früher als geplant in die Heimat zurückzukehren. So finden wir für unsere großartige Reise noch einen schönen Abschluss und quälen uns nicht noch weiter durch Tempel, die wir doch gerade nicht würdigen können.

Mittlerweile sind wir wieder zurück in Bangkok und werden hier bis Freitag noch ein paar Dinge anschauen und erledigen. Dann geht es weiter auf die Insel Ko Chang, wo wir noch eine Woche Luxus gönnen werden. Wann genau wir dann nach Deutschland zurückfliegen ist noch nicht klar, da derzeit alle Flüge für die Tage ausgebucht sind. Mal schauen, was die Wartelisten hergeben.

Wir werden uns vorher aber garantiert nochmal mit einem neuen Bericht bei euch melden.

Bis dahin ganz liebe Grüße aus der thailändischen Hauptstadt

Simone & Carsten

PS: Updates zu Route, Fotos und Emil sind natürlich auch online :-)





24.11.2012

Erholung am Inle See


Hallo Zusammen,


wir melden uns zurück nach vier ruhigen Tagen in Nyaung Shwe, einem kleinen Dorf am Inle See. Die Anreise verlief reibungslos, um kurz nach acht fuhr der wirklich ordentliche, klimatisierte Bus an unserem Hostel vor und los ging die Reise. Wovor uns andere Reisende bereits gewarnt hatten, wurde schnell Wirklichkeit: die Temperaturen im klimatisierten Bus sind so niedrig, dass man mindestens eine Fleecejacke braucht, und Ohrstöpsel sind ein absolutes Muss, weil nahezu ununterbrochen burmesische Karaoke auf einem selbst montierten Flachbildschirm läuft – schreckliche 80er Jahre Musikvideos inklusive. Aber wir waren vorbereitet. Während der gut 8 Stunden Fahrt (inkl. Mittagspause) zogen verschiedene Landschaften vorbei, und wir konnten wieder zahlreiche Eindrücke von der Armut und Einfachheit der Lebensbedingungen auf dem Land gewinnen. Unser Unbehagen verstärkte sich, als wir nach etwa einer Stunde Fahrt eine Unfallstelle passierten. Der Unfall hatte sich gerade erst ereignet, und wir konnten nur einen umgekippten Motorroller, eine Stoßstange und einen Mann mit einem regungslosen Mädchen im Arm sehen, bevor der Bus weiter rollte. Wir haben keine Ahnung, was sich abgespielt hat, und mit welcher Konsequenz, aber die Aussicht auf schnelle medizinische Versorgung der Opfer dürfte gering gewesen sein.

Dementsprechend trüb war die Stimmung, als wir in Nyaung Shwe ankamen, zumal Carsten auch immer noch nicht fit war. Unser Hotel machte aber einen sehr netten Eindruck, und so bezogen wir unser Quartier und machten es uns gemütlich. Der Dienstag lässt sich recht schnell zusammenfassen – frühstücken, sich von den letzten Nachwehen der Magen-Darm Geschichte erholen, lesen, spielen, einen Rundgang durch Nyaung Shwe machen, lesen, lecker essen gehen, schlafen :-)


Am Mittwoch ging es dann auf eine Inle-See-Tour – der Klassiker der touristischen Aktivitäten in der Region. Um acht wurden wir von unserem englischsprachigen Führer und seinem Bruder, dem Bootsmann, abgeholt, und dann ging es zu Fuß zum Bootsanleger. Hier warteten noch etwa 50 andere Boote auf diverse Reisende, aber wir sollten schnell merken, dass der See so groß war, dass sich die Touristen-Massen schön verteilten. Bei dichter Bewölkung und angenehmen Temperaturen ging es los, vier in einem Boot, erst den Kanal entlang und dann auf den See. Und hier konnten wir so langsam verstehen, warum der Inle-See als eines der beliebtesten Reiseziele gilt – er ist einfach wunderschön. Relativ klares Wasser, Fischerboote, Ein-Bein-Ruderer, schwimmende Gärten, auf Stelzen gebaute Dörfer im See, alles umrahmt von Bergketten.

Unsere erste Station, nachdem wir schon ein schwimmendes Dorf durchquert hatten, führte uns zum Markt in einem der kleinen Dörfer rund um den See. Der Markt findet jeden Tag in einem anderen Dorf statt, so dass alle regelmäßig die Chance haben, ihre Waren zu verkaufen oder selbst einzukaufen. Unser einheimischer Führer lotste uns schnell an den Souvenirständen vorbei, so dass wir den Teil des Marktes sehen konnten, der vor allem von Burmesen besucht wurde. Die Vielfalt an Waren, an Ständen und an Menschen war sehr beeindruckend, auch wenn wir meistens gebückt an den Ständen vorbeihuschen mussten – die Dächer sind doch eher für die Körpergröße der asiatischen Klientel ausgerichtet, nicht für durchschnittliche Mitteleuropäer :-) Gemüse, Fleisch, Gewürze, Reis, Tofu, Fisch, teilweise noch lebendig, Kleidung, Messer, … alles gab es zu kaufen. Dazu konnte man neben den gewöhnlichen Streunern auch noch das ein oder andere Hundebaby bewundern – hier dürften genug Reste zusammengekommen sein, um alle Tiere satt zu machen.

Danach ging es weiter zu den traditionellen Webern – einer der vielen Touristen-Hotspots auf dem See. Hier wurde uns erklärt, wie Lotusfasern gewonnen und zu Garn gesponnen werden, und wir konnten die Fertigung von Stoffen auf Webrahmen ansehen. Im angeschlossenen Geschäft gab es dann zwar auch industriell gefertigten Waren, aber eben auch handgewebte Schals und Longhis (traditionelle Röcke für Männer und Frauen), die als Mitbringsel allerdings unerschwinglich waren.

Unsere nächste Station führte uns zu den Tabakhändlern. Hier werden Naturzigaretten noch per Hand gerollt. Der Tabak wird mit Anis oder anderen Früchten / Gewürzen angereichert, per Hand in Tabakblätter oder Maisblätter eingerollt, mit einem Maisfilter versehen und mit Naturklebstoff aus Reis zusammengeleimt. Natürlich mussten wir probieren, und trotz des natürlichen Aromas ist Rauchen einfach nichts für uns. Ein paar der Zigaretten haben wir trotzdem mitgenommen ;-)

Dann war es Zeit für eine Mittagspause – unser Bootsmann navigierte uns fachmännisch in ein kleines Dorf mit zahlreichen Restaurants und einem großen Tempel, in dem 5 berühmte Buddha-Statuen stehen. Die 5 Statuen sind aber inzwischen schon so mit Blattgold von frommen Spendern überzogen, dass man die Gestalt des Buddha gar nicht mehr erkennt, es sind eigentlich nur 5 Goldknubbel. Die Pause auf einer schattigen Terrasse war uns sehr willkommen, da inzwischen der Himmel aufgeklart war und die Sonne wirklich brannte. Am Nachmittag ging die Touristen-Tour weiter. Was hier allerdings negativ klingt, war wirklich schön – auch wenn es zwischendurch immer Verkaufsstationen gab, so konnte man auch einiges lernen, sich die Sachen ansehen und problemlos wieder gehen, ohne etwas mitzunehmen. Und die Bootsfahrerei auf einem schönen See bei herrlichem Wetter ist natürlich toll.

Nach einem Stopp in einer Silberschmiede – ebenfalls ein Traditionshandwerk, denn Myanmar ist reich an Edelmetallen und Edelsteinen – ging es weiter durch ein Fischerdorf zu einem Geschäft, das von zwei Langhalsdamen geführt wurde. Die Langhalsfrauen (keine Ahnung, ob das die offizielle Bezeichnung ist) leben eigentlich in einem südlicheren Staat Myanmars, der für Touristen nicht offen ist, und so haben sich die beiden Frauen entschlossen, ihre Lebensweise am Inle-See den westlichen Besuchern näher zu bringen (und dabei vllt. noch etwas zu verkaufen). Es ist krass, dass in dieser Kultur Mädchen schon im Alter von neun Jahren ihre ersten 5 Ringe umgelegt bekommen. Die Zahl wird dann alle paar Jahre erhöht, bis sie dann mit 19 Jahren bei der Maximalzahl von 24 Ringen angekommen sind. Uns wurden 3 Gründe genannt, warum Frauen die Ringe tragen (und wir sind nicht sicher, ob wir sie richtig verstanden haben): 1. Als Schutz vor Tigerangriffen (früher), 2. Das Volk versteht sich als Nachkommen der Drachen und wollen als solche der Erscheinung ihrer Drachenmutter ähnlich werden, 3. Weil es kulturelles Erbe ist, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Sachen gibts...

Nach einer Bootstour durch die schwimmenden Tomatenfelder machten wir noch Halt an einem Kloster, das berühmt ist für seine springenden Katzen – die Mönche haben es hier wohl geschafft, die Katzen zu trainieren. Die Viecher waren allerdings faul als wir kamen, und so gab es neben einer schönen Aussicht und einem Überblick über das Leben Buddhas nur schlafende Katzen zu bestaunen. Danach ging es zurück über den See, noch einmal kurz halten für den Sonnenuntergang und dann zurück nach Nyaung Shwe. Alles in allem war es ein herrlicher Tag, sehr abwechslungsreich und entspannt.

Der Donnerstag war vor allem eins: heiß. Und so konnten wir uns nicht wirklich aufraffen, Fahrräder zu mieten oder sonst allzu aktiv zu werden. Ein Spaziergang über den Markt war die einzig nennenswerte Aktion neben lesen, faulenzen und abends lecker essen gehen. Nett war, dass wir für einen Tag noch ein größeres Zimmer mit eigenem Balkon beziehen konnten, weil der Besitzer des Hotels für unser Zimmer einen mehrtägigen Nachmieter gefunden hatte, das große Zimmer aber leer stand. Am Freitag konnten wir dann vom Balkon noch eine große Spendenprozession aller Schulkinder der Umgebung verfolgen, bevor es ans Packen ging. Um 16 Uhr machten wir uns zur Busstation auf, wo uns der Nachtbus nach Yangon erwartete. Wir hofften auf eine ähnlich angenehme Fahrt wie am Montag, mussten aber leider schnell erkennen, dass dem nicht so werden sollte. Der Bus war deutlich älter und die Sitze unbequemer, aber es sollte ja noch viel besser werden. Bis wir endlich um Mitternacht(!) den Yangon-Mandalay-Highway erreicht hatten, musste man das Gefühl haben, der Bus hält an jeder verdammten Milchkanne. Kein Wunder, dass der die ganze Nacht braucht. Zudem fiel nach wenigen Stunden die Klimaanlage aus, so dass es im vollbesetzten Bus irgendwann muckelig warm. Schlechte burmesische Karaoke und Filme taten ihr Übriges zur Stimmungslage. Am Busbahnhof angekommen, erwartete uns dann noch der letzte Teil der nicht enden wollenden Odyssee. Der auf unserer Google-Karte eingetragene Busbahnhof war nicht der, an dem wir uns wiederfanden. Und das Hotel war auch nicht in der Straße, die uns der ach so beliebte Suchmaschinengigant ausgespuckt hatte. Ein netter burmesischer Englischlehrer und ein halbwegs ortskundiger Taxifahrer brachten uns dann am Ende aber irgendwie doch noch an unser Ziel: Das Alfa Hotel in Yangon, in das wir nun nach über 16 Stunden Ochsentour eingecheckt haben und wo wir uns jetzt erst einmal ne Mütze Schlaf gönnen werden. Morgen werden wir uns dann in Ruhe die Stadt ansehen und am Montag wieder nach Bangkok zurückkehren. Von dort werdet Ihr auch das nächste Update bekommen.

Viele Grüße in die Heimat,

Carsten & Simone


18.11.2012

Wechselhafte Tage in Bagan

Hallo zusammen,

diesmal melden wir uns aus Bagan, unserer zweiten Station in Myanmar. Wie bereits im letzten Bericht erwähnt, ging es mit dem Boot von Mandalay aus gen Süden auf dem Irrawaddy, und zwar seeeehr früh morgens. Bevor wir aber von der Reise erzählen, möchten wir noch einmal kurz den letzten Abend in Mandalay rekapitulieren. Der war nämlich geprägt von den Folgen des etwas verspätet einsetzenden Kulturschocks. Obwohl wir in Mandalay schon einiges Schönes erlebt hatten, drängten sich an diesem Abend vor allem die fremden und weniger schönen Eindrücke in den Vordergrund. Myanmar ist für uns fremd wie nichts anderes zuvor, mit schönen Landschaften und freundlichen Menschen, aber es ist gleichzeitig auch ein hartes, unterentwickeltes Land. Was man auf den Bildern nicht sieht, ist der Geruch, der permanent durch die Straßen zieht, die Armut, der (so verwöhnt das jetzt auch klingt) niedrige Lebensstandard, und die Tatsache, dass man als blonder Westeuropäer einfach nicht untertauchen kann - man wird eben permanent angestarrt, allerdings ohne, dass es zu einer Kontaktaufnahme oder richtigen Gesprächen kommt - dazu reichen die Englischkenntnisse der Leute hier nicht. Und wenn man den ganzen Tag mit diesen fremden Eindrücken konfrontiert wird, man dann müde, reizüberflutet und schmutzig zurück ins Hostel kommt, wo ein verschimmeltes Badezimmer wartet und man das Toilettenpapier nicht in die Toilette spülen darf, weil die Abflussrohre dafür nicht geeignet sind, dann kann einen das schon mal mitnehmen. Nach kurzer Diskussion, ob wir an unseren Reiseplänen festhalten wollen, haben wir beschlossen, die Bootsfahrt und unsere Ankunft in Bagan abzuwarten und erst dann zu entscheiden.

Der Morgen begann früh, um 3:45 ging der Wecker, damit wir pünktlich um 4:30 das Taxi nehmen konnten. Das war allerdings nicht da, und die Kollegen an der Rezeption schienen leicht überfordert zu sein, uns noch eines zu besorgen. Zusammen mit einer amerikanischen Mitreisenden sind wir dann aber doch noch pünktlich zum Bootsanleger gekommen, um noch einen guten Plastikstuhl auf dem Deck des Schiffes zu ergattern. Auch das "Slowboat" gehörte zu den einfacheren Transportmitteln - die Einheimischen hatten es sich auf Matten gemütlich gemacht, den Touristen wurden Plastikstühle an die Reling gestellt, dazu wurden Säcke mit Lebensmitteln und anderen Gütern geladen. Nach markerschütterndem Hupen ging es dann gegen 5:30 los, zwischen 12 und 15 Stunden Flussfahrt lagen vor uns - viel Zeit zum Lesen, Musikhören, und Nichtstun. Sobald die Sonne aufgegangen war, konnte man an den Ufern des Irrawaddy-Flusses sehen, wie die ländliche Bevölkerung in Myanmar lebt - von Ochsen gezogene Pflüge, zwischendurch ein paar Holzhütten, Felder. In Mandalay hatten die meisten Menschen noch in "richtigen" Häusern gewohnt, hier auf dem Land lebt die Bevölkerung jedoch noch sehr einfach - waschen im Fluss, keine Elektrizität etc... Zwischendurch hielt das Boot immer wieder an einem dieser kleinen Dörfer, Güter wurden entladen, neue Säcke auf das Schiff gebracht. Und es kamen die Essensverkäuferinnen, die so gar nicht in das Bild der freundlichen, zurückhaltenden Burmesen passten, das der Lonely Planet zeichnet - mit großer Penetranz wurden uns von mindestens 20 verschiedenen Frauen Früchte, Mais, Samosas oder andere Verpflegung ins Gesicht gehalten, unser Sitznachbarin gar in den Schoß geworfen und lautstark angepriesen. Der Ansturm dauerte eine gefühlte Ewigkeit, und als das Schiff ablegte, waren wir einfach nur erleichtert.
Man kann natürlich verstehen, dass die Frauen Geschäfte mit den Touristen machen möchten, die ja Geld bedeuten, aber wir können (und wollen) einfach nicht jedem einen heißen Maiskolben abkaufen, den wir dann nicht essen, nur weil wir denken, wir helfen der Familie damit. Bei den übrigen Stopps war das Verkaufsgebahren etwas weniger aggressiv, aber die Angebote wurde den ganzen Tag über kontinuierlich wiederholt. Am krassesten fanden wir das Angebot, uns gegen Geld segnen zu lassen... Ansonsten war die Fahrt allerdings sehr ruhig und gemütlich, und am Abend ließ sich wunderbar der Sonnenuntergang über dem großen Fuss bewundern.

Gegen halb acht legte das Schiff schließlich in Bagan - Nyang U an, unserer Haltestelle. Noch auf dem Schiff wurden wir von Taxifahrern belagert, so dass wir - zusammen mit einer unglaublich dreisten Mitreisenden, die sich einfach vorgedrängelt und in unser Taxi-Arrangement gebombt hat - schon bald Richtung Hostel aufbrachen. Die werte Dame nahm ganz selbstverständlich auf dem Sitz neben dem Fahrer Platz, während wir uns auf die Tragfläche des Jeeps setzen mussten. Unsere Rucksäcke wurden auf das Dach verfrachtet. Doch wir kamen nicht weit - nach nur 200 Metern wurden wir (wie alle anderen) unsanft von der Polizei gestoppt, um die Ankunfts- und Tempelgebühr von 10 USD für Bagan zu entrichten. Als wir dann endlich am Hostel ankamen und erfuhren, dass für die Nacht unser Doppelzimmer mit eigenem Bad nicht frei war, wir also mit den Gemeinschaftstoiletten und -duschen vorlieb nehmen müssten, waren wir leidlich entnervt, aber gut. Wir haben also unser Quartier bezogen und sind dann erst einmal schön essen gegangen. Als in der Nacht jedoch für Carsten diverse Toilettengänge anstanden, weil er etwas Falsches gegessen hatte, und Simone in der Zeit mit einer Riesenkakerlake den Kampf aufnehmen musste, stellte sich uns am nächsten Morgen erneut die Frage, ob wir wie geplant weiterreisen oder unseren Aufenthalt verkürzen - was mit größeren Umbuchungskosten verbunden gewesen wäre. Aber, wie das meistens so ist, bei Tag ist alles halb so wild - wir sind in unser Zimmer mit eigenem Bad und funktionierendem W-LAN (!) umgezogen, es gab für Simone ein leckeres Frühstück, für Carsten Tee und Butterkekse, und nach einer langen Dusche haben wir beschlossen, die Sache durchzuziehen. Den Resttag haben wir entspannt verbummelt - zum einen, weil das Wetter regnerisch war, zum anderen, weil Carsten sich noch auskurieren mussten. So haben wir auf der Terrasse lediglich den Abend mit einem netten deutschen Pärchen verbracht und bis spät abends gequatscht.

Auch am Freitag war das Wetter regnerisch, aber inzwischen hatten wir unsere Ruhe wieder gefunden und konnten die unfreiwillige Gammelpause genießen - erst ein schönes Frühstück, anschließend Quatschen mit Amy, im Internet surfen und lesen. Zu fünft (wir, Amy und das deutsche Pärchen) ging es dann zum Mittagessen in ein nettes kleines Restaurant, und da der Regen nicht aufhören wollte, ging es danach wieder auf die Terrasse. Wirklich eine schöne Abwechslung zum aufreibenden Mandalay. Die Ruhe des Ortes tut gut, weniger Gehupe, weniger intensive Gerüche, und die Bewohner des Örtchens Nyaung U, in dem wir untergekommen sind, sind schon an die Touristen gewöhnt.

Am Samstag war es dann endlich soweit - es ging zu den berühmten Tempelfeldern von Bagan. Bei grauem, aber trockenem, schwül-heißem Wetter sind wir losgeradelt, immer die staubige Hauptstraße entlang, bis irgendwann links und rechts die ersten roten Ziegelpagoden sichtbar wurden. Der Großteil der Tempel liegt zwischen dem Nyaung U im Norden und Alt-Bagan südlich davon - Alt-Bagan, weil 1990 alle Bewohner des Ortes in einer Nacht- und Nebelaktion umgesiedelt wurden, und zwar nach Neu-Bagan. Vom alten Dorf ist nicht viel geblieben außer der alten Stadtmauer und Touristenrestaurants. Auf einer Fläche von über 40 Quadratkilometern sieht man hier über 2000 kleine und große Tempel verstreut - mal einzeln, mal gruppiert, die meisten gebaut zwischen 11. und 13. Jahrhundert, wenngleich man auch neuere Bauwerke oder aber kürzlich vorgenommene Reparaturen erkennen kann. Wir sind beeindruckt von der Fülle an Bauwerken, wenngleich die Tempel selbst wenig Abwechslung in ihrer Gestaltung bilden - die Größe variiert, ebenso die Verzierung der Wände oder die Pagodenform, aber (fast) alle sind aus rötlich-braunen Ziegeln errichtet und beherbergen Buddha-Statuen (hier variiert lediglich die Pose oder die Haltung der Hände).

Dank der Fahrräder konnten wir sehr gut zwischen verschiedenen Tempeln hin- und herfahren und die Anlagen erkunden. Einzig der Eifer der Souvenirverkäufer konnte unsere Stimmung etwas trüben. In Nyaung U hatten wir noch erfreut zur Kenntnis genommen, dass Touristen hier nicht mehr als seltsame Wesen wahrgenommen und dementsprechend angestarrt wurden. An den Tempeln mussten wir die Kehrseite des fortgeschrittenen Tourismus erkennen - zahlreiche Händler taten ihr Bestes, um T-Shirts, Bilder und lackierte Holzkunst zu verkaufen. Die Verkaufstechniken reichten von Penetranz (man fragt erst 3 mal Carsten, dann 3 mal Simone, um dann wieder auf Carsten zurückzukommen), über freundliche Konversation ("Where do you come from - ah, Germany, guten Tag") bis hin zu moralischer Erpressung (eine Burmesin sagte, sie arbeite im Tempel, erklärte uns einige Merkmale der Anlage, sagte dann, dass sie Holzwaren verkaufen würde, und dass man ihr ja jetzt etwas abkaufen solle, schließlich habe sie ja auch uns geholfen). Spätestens hier mussten wir erkennen, dass wir schlichtweg mit einer falschen Vorstellung nach Myanmar gekommen waren - die freundlichen, unbedarften Burmesen, mit denen man laut Lonely Planet ins Gespräch kommen und über die Lage der Welt, das eigene Leben und Myanmar reden kann, die gastfreundlich und offen sind, haben wir leider bisher nicht getroffen. Kommunikation ist entweder aufgrund der Sprachbarriere nicht möglich, oder aber die Kontaktaufnahme dient ausschließlich dem Zweck, ein Geschäft mit uns abzuschließen. Jetzt kann man fragen, was schlimm daran ist, da es ja an vielen anderen touristischen Orten auch so ist. Wir hatten aber doch irgendwie die (falsche) Erwartung, dass die Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung anders sein würden.

Die Nachtruhe von Samstag auf Sonntag wurde gegen 4:30 jäh unterbrochen, als sich bei Carsten ein neuer, noch heftigerer Anflug von Magen-Darm-Infekt zeigte. Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Schüttelfrost, das volle Programm. Nach kurzen Nachforschungen konnten wir Malaria ausschließen (kein Fieber, Inkubationszeit von rund 12 Tagen, und da es sowohl in Bangkok als auch in Mandalay keine Malaria-Mücken gibt, kann es schlichtweg keine Malaria-Infektion sein). Dank voll ausgestatteter Reiseapotheke konnten wir aber eine geeignete Therapie einleiten, und er befindet sich (langsam) auf dem Weg der Besserung. Dementsprechend ruhig war der Sonntag, wir haben viel gelesen und ausgeruht. Morgen geht es dann - stabile Gesundheitslage vorausgesetzt - weiter zum Inle-See, von wo wir uns dann in ein paar Tagen erneut melden.

Viele liebe Grüße,

Simone & Carsten

13.11.2012

Mandalay - und wir dachten, Bangkok sei krass...


Hallo Ihr Lieben,

wir melden uns mit einem ersten Bericht aus Myanmar. Unsere Zeit in Mandalay war überwältigend, anstrengend, atemberaubend. Nach sehr kurzer Nacht ging es am letzten Samstag früh morgens zum alten Flughafen in Bangkok (von dort starten die asiatischen Billigflieger). Pünktlich um zehn nach neun erhob sich der Flieger von AirAsia mit uns an Bord in die Lüfte gen Mandalay, wo wir nur nach nur eineinhalb Stunden Flug sicher gelandet sind. Der Flughafen ist riesig, ein sehr gutes Beispiel für die schlechte Planung der Militärregierung, denn mit gerade mal 2-3 Flügen am Tag läuft der Laden deutlich unter Kapazität. Nach Grenz- und Zollkontrolle konnten wir unser Gepäck in Empfang nehmen und uns in die Schlange am Wechselschalter einreihen. Die Währungsgepflogenheiten sind eher eigenwillig – man kann in Myanmar nur fast nur Dollarscheine in Landeswährung wechseln, und auch nur dann, wenn sie neu, nicht geknickt, eingerissen oder fleckig sind. Tja, und wenn die Seriennummer der Dollarnoten mit CB beginnt, hat man sowieso verloren. Verrückt... Nach einer halben Ewigkeit konnten wir dann 84 200 Kyat in Empfang nehmen (umgerechnet 100 USD) und uns mit dem Sammeltaxi nach Mandalay durchschlagen.

Dort angekommen, konnten wir erleichtert feststellen, dass unsere telefonische Buchung geklappt hatte. Im AD1 Guesthouse wartete ein wirklich einfaches, aber halbwegs sauberes Zimmer auf uns, mit funktionierender Klimaanlage und Badezimmer auf Campingplatzniveau. Nach dem Gepäck abladen ging es gleich mit einem Mitreisenden, den wir am Flughafen kennen gelernt hatten, auf Erkundungstour. Unser Gästehaus lag in einer kleinen Straße direkt an einem kleinen Tempel, neben einem Internetcafé und einem Straßenmarkt, wo es von getrocknetem Fisch über Gewürze, Obst und Gemüse alles gab. Die Luft in Mandalay ist deutlich besser als in Bangkok, aber die Gerüche sind fast noch intensiver. Überall sitzen Händler, die Waren werden weiterverarbeitet, die Warenstände werden gefegt, oder man sitzt und redet oder schaut dem bunten Treiben zu. Schon von der ersten Minute unserer Tour an wurden wir zur Hauptattraktion. Scheinbar gibt es noch nicht so viele Touristen in Mandalay, auf jeden Fall haben wir alle Blicke auf uns gezogen, die Leute kicherten, guckten uns an, jeder winkte uns zu und lächelte uns an, der ein oder andere traute sich auch, hallo zu rufen. Alle waren unglaublich freundlich.

Auf der Suche nach dem Restaurant, das man uns im Hostel empfohlen hatten, kamen wir an einer Hochzeitsfeier vorbei und wurden gleich resolut ins Lokal gewunken. Alle Gäste schienen begeistert, uns zu sehen, wir mussten uns setzen, Eis und Süßigkeiten essen und mit dem Brautpaar für das Hochzeitsvideo posieren. Der Vater der Braut schien unglaublich stolz, einen solchen Spezialeffekt für die Hochzeit organisiert zu haben. Für uns war die Freundlichkeit auf jeden Fall eine wirklich besondere Erfahrung. Der erste Abend war für uns dann allerdings früh zu Ende, da der Tag lang, heiß und ermüdend war.

Der nächste Morgen begann mit einem Paukenschlag. Kurz nachdem der Wecker geläutet hatte, begann unser Hostel zu wackeln und zwar richtig – Boden, Wände, Fensterrahmen, Deckenventilator. Im ersten Moment haben wir nicht realisiert was passiert, aber nachdem nach 10 Sekunden die Erschütterungen nicht aufhörten, kam uns der unglaubliche Gedanke, dass es sich wohl tatsächlich um ein Erdbeben handeln könnte. Also haben wir uns vorschriftsgemäß zwischen den Türpfosten postiert (einer zum Flur, einer zum Bad hin) und nach weiteren 20 Sekunden kehrte wieder Ruhe ein. Das Ganze hat uns einen ziemlich großen Schreck eingejagt, zumal das Beben mit einer Stärke von 6,6 in Mandalay doch recht stark war (im Epizentrum wurden über 7 gemessen), aber uns ist nichts passiert...


Nach einem ausgedehnten Frühstück ging es mit einigen anderen Gästen auf zum Fahrradverleih. Wer die Verkehrsverhältnisse in Mandalay nicht kennt, wird im ersten Moment nicht verstehen, welche Risikobereitschaft und Abenteuerlust sich hinter dem Entschluss verbergen, mit dem Fahrrad die Stadt zu erkunden. Es gibt geschätzt drei Ampeln in Mandalay, und das war es an Verkehrsregulierung. Keine Schilder, keine Fahrbahnmarkierungen, keine Regeln, bis auf eine: wer am lautesten hupt, hat Vorfahrt. Überladene LKW, Fahrräder mit Anhängern, dazwischen Motorroller mit 3 Mann Besatzung, alles kreuz und quer durcheinander. Dazwischen vier Deutsche und ein Amerikaner auf geliehenen Fahrrädern, ohne Helm und ohne Ahnung... Aber auch diese Herausforderung haben wir spielend gemeistert. Bei strahlend blauem Himmel und 30 Grad sind wir am Großen Palast vorbei, durch Geschäftsstraßen und schließlich zum Mandalay Hill geradelt, einem mit Tempeln und Pagoden bebautem Hügel nördlich der Stadt. Nach steilem Treppenaufstieg konnten wir von dort oben einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern und mit vielen Mönchen und anderen Burmesen, die ihr Englisch verbessern wollten, ins Gespräch kommen.

Am Montag haben wir uns beim Frühstück ganz spontan zwei Reisenden angeschlossen, die mit einem Taxi das Umland erkunden wollten. Auf dem Plan standen Sagaing, Inwa und der Sonnenuntergang über der U Bein Brücke, der längsten Teakholz-Pfahlbrücke der Welt. In Sagain erwarteten uns – wie könnte es anders sein – Pagoden und Tempelanlagen ohne Ende. Wieder ging es einen Berg hinauf, und überall gab es abzweigende Pfade, Treppen und Wege, die zu verschiedenen kleinen und großen Tempelanlagen führten. Allerdings erkennt man wie schon am Tag zuvor auf dem Mandalay Hill auch hier die Zeichen des immer stärker aufkommenden Tourismus – überall gibt es Stände mit Getränken und Souvenirs, und überall muss man für alles bezahlen, wenn auch für deutsche Verhältnisse nur Kleckerbeträge. Nach Sagain ging es zum Bootsanleger für die Überfahrt nach Inwa, einem kleinen Dorf mit ebenfalls berühmtem Kloster. Hier haben wir nach dem Mittagessen allerdings beschlossen, die „berühmte“ Kutschfahrt ins Klosterdorf auszulassen, und uns stattdessen einfach auf schattige Liegen am Fluss verzogen. Herrlich... 



Der letzte Stopp des Tages an der U Bein-Brücke bescherte uns einen noch schöneren Sonnenuntergang als am Vortag und zeigte die Landschaft, die wir uns vorgestellt hatten – das Flussdelta im Abendlicht, Tempel, ein paar Reisfelder. So klischeehaft und doch wunderschön, wenn man den Müll außer Acht lässt, der überall rumliegt. In Mandalay und Umgebung gibt es noch keine geregelte Müllabfuhr. Dafür, dass sich keiner für Müllbeseitigung zuständig füllt, sind die Straßen in Mandalay relativ sauber, außerhalb der Stadt findet man aber häufig Müllfelder, weil die Menschen ihre Abfälle einfach im Umland verteilen. Myanmar  ist eben doch noch ein Entwicklungsland, was an der schlechten Infrastruktur immer wieder deutlich zu sehen ist.

Heute, an unserem letzten Tag in Mandalay, bevor es mit dem Boot weitergeht, haben wir uns erneut auf Leihräder geschwungen und sind zur Kuthodaw Paya gefahren, dem „größten Buch der Welt“. Hier hat jede der steinernen Inschriftentafeln eine eigene kleine Pagode, man kann also durch ein weißes Pagodenmeer laufen. Da unsere neu gewonnenen Burmesischkenntnisse jedoch nicht zum Lesen reichte, können wir hier leider keine buddhistischen Weisheiten zum Besten geben ;-) Der Rest des Tages steht nun unter dem Motto Entspannung, denn Abfahrt nach Bagan ist für morgen früh 5:30 angesetzt, und wir werden um 4:30 abgeholt...

Der nächste Bericht folgt dann aus Bagan. Bis dahin viele Grüße in die Heimat,

Carsten & Simone