04.09.2012

Goodbye Uncle Sam, oder: die verrückten letzten Tage

Von San Francisco ging es bekanntermaßen zunächst nach Monterey, wo wir für zwei Nächte bei Chris untergekommen sind. Unser viertes Mal Couchsurfing und wieder haben wir eine super Gastgeberin erwischt. Sie hat uns mit einem leckeren Abendessen verwöhnt, danach eine Stadtrundfahrt inklusive Seelöwen-Kolonie gemacht, uns Eintrittskarten für das berühmte Aquarium zur Verfügung gestellt und wir hatten wieder ein eigenes Schlafzimmer mit Bad. Klasse!

Am Mittwoch haben wir dann selbstverständlich die Karten verwendet und das Monterey Bay Aquarium besucht. Hier wird der Schwerpunkt nicht auf eine möglichst hohe Anzahl präsentierter Tiere und Pflanzen gelegt, sondern auf Wissenschaft und Lehre. Vor der Küste liegt mit dem Monterey Canyon ein Tiefseegraben, der mit seinen Ausmaßen selbst den Grand Canyon in den Schatten stellt. Die tiefen Wasser sind reich an Nährstoffen und bilden die Grundlage für eine große Tierpopulation. Herings- und Makrelenschwärme, große Robbenkolonien, Delphine, Weiße (und andere) Haie, Schildkröten und vieles mehr. In den Sommermonaten ziehen die Riesen der Meere durch dieses Gebiet: Blauwale, Buckelwale und Grauwale sind auf ihrem Rückweg von den warmen Kinderstuben am Äquator zu den winterlichen Esszimmern der Nordmeere. Ihnen folgen die jagenden Orcas. In den flacheren Küstengebieten breiten sich ganze Unterwasserwälder aus, die ein Ökosystem beherbergen, das von der Artenvielfalt her mit den großen Urwäldern Südamerikas vergleichbar ist. Das Aquarium und seine Einrichtungen erforschen und erklären diese Tier- und Pflanzenwelt und fördern damit ihren Schutz (u.a. Verbot von Haifischflossen in Kalifornien seit 2012).

Nach diesem Übermaß an Eindrücken haben wir den Resttag entspannt verbracht und die Monterey County Fair besucht, die am selben Tag eröffnet wurde. Was muss man sich unter einer County Fair vorstellen? Ich denke Kirmes + Tierschau + Handarbeitsausstellug + Countrymusik + jede Menge Essen trifft es ganz gut :)
Für den Mittwochvormittag hatten wir eine Whale Watching Tour gebucht, sind aber etwas enttäuscht wieder zurückgekommen. Graues Wetter, starker Wind und hoher Wellengang verhinderten eine entspannte Bootstour. Darüber hinaus geht die Zeit der Walwanderung langsam zu Ende, und so konnten wir nur zwei Buckelwale aus der Ferne beobachten – für genau 5 Minuten. Danach entschied der Kapitän, dass es genug war und wir sind wieder umgekehrt. Wirklich ärgerlich...
Zurück an Land, ging es direkt nach Santa Barbara zu unserem nächsten Couchsurfing-Host, einem 84 jährigen, netten, aber schrulligen Amerikaner, der uns nur mit Badeslip bekleidet empfing (was uns leicht irritierte) und uns auch bei weiteren Begegnungen bewies, das man manchmal mit dem Alter doch etwas wunderlich wird. Nach dem kühlen Donnerstag in Monterey zeigte sich das Wetter in Santa Barbara wieder von seiner besten Seite: blauer Himmel, strahlende Sonne und Temperaturen, die uns unsere Wandertour im Los Padres National Forest am Freitag abbrechen lies, da akute Hitzeschlaggefahr drohte.
Der Samstag wurde bei ähnlichem Wetter unerwartet gesellig – zwei deutsche Reisende, Christian und Steffi, hatten uns kontaktiert, und so haben wir zusammen mit den beiden Santa Barbara erkundet und zu einer 2-stündigen Kajak-Tour auf dem Pazifik aufgebrochen. Und hier gab es nochmal was zu sehen. Seelöwen, die unter unseren Booten durchgetaucht sind, Pelikane, die knapp an uns vorbeiflogen und Delfine, die nur wenige Meter entfernt vorbeizogen. Magisch!
Da wir an diesem Tag unsere Bleibe wechseln mussten, sich unser ursprünglicher Gastgeber aber als nicht sonderlich zuverlässig erwies, haben wir uns einfach den beiden angeschlossen und sind zu viert bei ihrem Couchgastgeber aufgeschlagen, nicht ahnend, dass der schon 6 Leuten eine Notunterkunft gewährte. Und so wurden wir kurzerhand im Nachbarhaus untergebracht, das gerade renoviert wurde – man ist ja nicht wählerisch. Unser Gastgeber Gerhart, Amerikaner mit japanischen und deutschen Wurzeln, arbeitet als Waffen-Trainer und bot uns nach einem Filmabend (Battleship, was sonst) noch an, seine Waffensammlung zu bewundern. Und so machten wir Bekanntschaft mit einer großen Zahl an beeindruckenden (und erschreckenden) Sturmgewehren und Handfeuerwaffen, die in einer mehrstündigen politischen Diskussion mündete – republikanische Gesinnung trifft auf deutsches Gesellschaftsbild. Dieser Abend hat bei uns auf jeden Fall einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Tja, und heute beenden wir nun unseren Roadtrip durch die USA mit einem letzten Streckenabschnitt auf dem Highway 101, einem Abstecher auf die 1 durch Malibu und Santa Monica (Baywatch live, ohne Witz!), und dem obligatorischen Besuch in Hollywood. Wir hatten eine fantastische Zeit, mit vielen schönen Erlebnissen, Bekanntschaften und Begegnungen, an die wir sicher lange zurückdenken werden. Aber das nächste Abenteuer steht schon vor der Tür. Wir melden uns dann wieder aus Auckland, um zu berichten, ob wir auf den Cook-Inseln tatsächlich das Paradies gefunden haben.
PS: Am Flughafen in LA gab es kein Internet, daher kommt der Beitrag direkt aus Rarotonga – wir sind sicher gelandet und lassen es uns jetzt hier gut gehen.

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