15.09.2012

Aotearoa – oder: Schätzeken, hier gibbet ja nur Falschfahrer

Aotearoa = Neuseeland, Heimat der Maori, Mekka für Herr-der-Ringe-Fans, Backpackerparadies. Von vielen Reisenden gerühmt und bekannt für seine Landschaften. Unsere Zeit hier begann am Mittwoch morgen nach Überquerung der Datumsgrenze in Auckland, der größten Stadt des Landes, in dessen Einzugsgebiet sich immerhin ein Drittel der Landesbevölkerung versammelt. Wir haben uns sehr gefreut, nochmal ein paar Tage in der Großstadt verbringen zu können, bevor es in die Natur geht. Allerdings ist der Linksverkehr doch gewöhnungsbedürftig - eine echte Herausforderung für normale Autofahrer. Wir haben unseren Mietwagen gleich am Flughafen abgeholt und durften uns zum Üben gleich durch den morgendlichen Berufsverkehr schlängeln. Schon seltsam, so umgeben von tausenden Geisterfahrern...

Auckland ist ein entspannter und vielseitiger Ort. Die Stadt breitet sich über eine hügelige Landschaft aus, malerisch eingebettet von Meeresbuchten und Hügelketten erloschener Vulkane. Ein kleiner Innenstadtbereich mit Hochhäusern prägt die Skyline mit dem Sky Tower als Fixpunkt, einem 328 Meter hohen Funkturm, der auch das höchste Gebäude der gesamten südlichen Hemisphäre ist. In den Straßen reihen sich die üblichen Fastfood- und Modeketten, wie man sie überall von Bonn bis Boston und Aachen bis Auckland sieht. Wirklich „anders“ sind da vielleicht die asiatischen Foodcourts, die man an verschiedenen Stellen der Innenstadt findet und wo man eine große Auswahl von indischem, thailändischem, japanischen, chinesischem, indonesischem bis hin zu türkischem Essen findet. Klasse! Wetter? Es gab drei Tage Sonnenschein, da hatten wir wirklich Glück. Alles in allem ist es hier für uns aber deutlich kälter als zuvor. Klar, hier auf der Südhalbkugel hat gerade erst der Frühling begonnen. So wurde es teilweise knackig kalt und nachts mussten wir uns dick gegen die Kälte einwickeln. Für uns fühlt es sich natürlich eher nach Herbst an, aber es ist doch eine angenehme Abwechslung zu den heißen Wochen in den USA und auf den Cook Inseln.

Unser Hostel lag etwa 10 Gehminuten außerhalb der Innenstadt in der Nähe des Künstlerviertels rund um Porsonby Road, der wir am Mittwoch, genauso wie der Innenstadt, nur einen kurzen Besuch abgestattet haben. Die schlaflose Weiterreise von Rarotonga nach Neuseeland hat uns doch ziemlich geplättet. Am Donnerstag gab es dann erstmal ne Schrecksekunde. Aus uns noch immer völlig unerklärlichen Gründen löste sich plötzlich der Tragegurt der Kamera und unsere gute Fotoausrüstung knallte auf den harten Bordstein. Mit sehr viel Glück blieben Kameragehäuse und Zoomobjektiv unbeschädigt, von ein paar Macken abgesehen. Die Gegenlichtblende und der vormontierte Polfilter hatten wohl die meiste Wucht abgefangen. Der gute Filter war leider hin, lies sich aber noch am selben Tag ersetzen und das deutlich günstiger, als wenn das Objektiv hopps gegangen wäre. Glück gehabt! Naja, nach kurzem Funktionscheck ging es wieder zur Porsonby Road. Entlang einer breiten Straße reihen sich viele kleine Bücherläden, Cafés und Modegeschäfte. Der Baustil ist sehr britisch, man kommt sich vor wie in einer englischen Kleinstadt. Von hier kommen wir auf die K-road, heutzutage wohl die schmuddelige Schwester der Porsonby Road. Alles wirkt etwas heruntergekommen und auch die Geschäfte sind nicht mehr ganz so einladend. In einigen Bereichen wechseln sich Billigtelefonläden ab mit Striplokalen und anderen XXX-Geschäften.

Durch eine kleine, schöne Galerie erreicht man den Myers Park, einen der vielen Grünbereiche der Stadt. Es ist interessant zu sehen wie sich hier Palmen mit noch kahlen Laubbäumen (wie geschrieben: Frühling) abwechseln. Am Ende des Parks erreichten wir die City Hall und die Ausläufer der Innenstadt. Bei schönstem Wetter hielten wir uns aber zunächst rechts in Richtung Albert Park und Universität. Engischer Kolonialstil wechselt sich hier ab mit modernen Glasfassaden und hässlichem 70er-Jahrestil, wie wir ihn auch von unseren Unis her kennen. Von hier war es nur noch ein kurzer Weg in die Innenstadt, wo dann unser Tag endete. Zurück im Hostel haben wir uns passend zu den Temperaturen einen leckeren Gulasch gekocht und damit die neidischen Blicke der vielen anderen deutschen Backpacker auf uns gezogen.

Nachdem wir Auckland am Tag zuvor schon zu Fuß erkundet hatten, ging es am Freitag auf den Sky Tower, um die Aussicht aus 182 Metern (Besucherplattform) bzw. 220 Metern (höchster Aussichtspunkt) zu genießen. Bei strahlendem Wetter konnten wir das 360° Panorama von Auckland bestaunen und durch Glasplatten im Boden den Verkehr unter uns beobachten. Den Sky Jump, also eine Art Bungeesprung vom Turm, haben wir allerdings ausgelassen – so wagemutig waren wir dann doch nicht. Nach einer Kaffeepause mit Weitblick auf den Hafen ging es anschließend zum Auckland War Memorial Museum, dem Museum mit der größten Maori-Kultursammlung der Welt und gleichzeitig Kriegsdenkmal und Ausstellung über die Beteiligung Neuseelands an den großen Kriegen. Die Sammlung zu Ursprung, Kunst und Kultur der Maori beeindruckt ebenso wie die Gedächtnishalle für die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege. Vor allem die differenzierte Betrachtung der einzelnen Soldaten, der Kriegsparteien und auch der Irrsinn, der in den Kriegen Ausdruck fand, hinterlässt die Besucher nachdenklich und bedrückt. Nach dieser schweren Kost ging es noch einmal zum Sky Tower – dank spezieller Eintrittskarten konnten wir erneut auf die Plattform, um den Tag mit einem wunderbaren Sonnenuntergang zu beschließen.


Heute hieß es weiterziehen, wir sind mittlerweile in Taupo im Landesinneren angekommen und werden uns bald wieder melden. Beste Grüße vom anderen Ende der Welt, Carsten & Simone

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