25.09.2012

Kleine Geschichten für Zwischendurch – Teil 4


Von Deutschen und Deutschem

Die Deutschen sind bekannt als ein reiselustiges Völkchen. Spanien, Italien, Türkei – Millionen zieht es zum Sommer-Sonne-Strand-Urlaub ans Mittelmeer. Auch Thailand, USA oder Australien stehen bei Vielen auf dem Flugticket.
Andersrum steht auch Deutsches in der Welt hoch im Kurs. Den Titel Exportweltmeister hatten wir nicht zu Unrecht und „Made in Germany“ ist überall gerne gesehen, danke nochmal an die Engländer an dieser Stelle :)

Nach gut 7 Wochen auf Reise können wir zu dem Thema schon ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Lasst euch versichern, dass wir wirklich überall Deutsche angetroffen haben. New York war zur Sommerferienzeit voller deutscher Touristen und beim Baseballspiel wurde Carsten in seinem MSV-Trikot von einem Duisburger aus Wanheimerort angesprochen, der begeistert erklärte, dass er ebenfalls Dauerkartenbesitzer für das Wedaustadion sei. In Vancouver haben wir Bekannte aus Bonn zum Abendessen getroffen und wurden in einem 7-Eleven von einer mies gelaunten Deutschen bedient. Unsere ersten Couchhosts Terry & Sherry in Port Angeles hatten in der Vergangenheit deutsche Austauschschüler aufgenommen, genauso wie Chris in Monterey. In San Francisco schien Deutsch fast Amtssprache zu sein, wir haben es wirklich überall gehört. Unsere Kayak-Mitfahrer in Santa Barbara kamen natürlich auch aus Deutschland und der Waffenausbilder hieß mit Vornamen Gerhart, seine Mutter ist Deutsche und sein Onkel doch tatsächlich ein bekannter Schauspieler in unserer schönen Heimat.
Weiter ging es auf die Cookinseln, einen Fliegenschiss von Land mitten im weiten Pazifik und man denkt hier vielleicht mal ohne Deutsche auszukommen. Tja, Pustekuchen. Schon im Flieger von Los Angeles nach Rarotonga saßen deutsche Pärchen vor und hinter uns. Im Hostel auf der Hauptinsel gab es zudem noch eine Deutsche und eine Deutschschweizerin. Weiter nach Aitutaki, vielleicht dort...? Nix, am Abflugtag steht doch tatsächlich ein Bayer in Lederhosen in der schulklassengroßen Ablfughalle.
Von Neuseeland brauchen wir gar nicht erst anfangen. In der Herberge in Auckland waren bestimmt 50% der Gäste aus Deutschland und unsere Gastgeber in Taupo hatten mal eine Austauschschülerin aus Bonn. Tja, und in Nelson hatte die Familie, deren Cottage wir gemietet hatten, gerade Anna zu Besuch, eine deutsche Gaststudentin aus Herborn, die in Bonn ihr Fernstudium macht und die wir dort bestimmt nochmal treffen werden. Ihr seht, wir werden unsere Landsleute nicht los ;-)

Genauso können wir von vielem Deutschen berichten, in ganz unterschiedlichen Facetten. Bei deutschen Produkten denkt jeder erst einmal an unsere Autos und liegt damit ziemlich richtig. VW, Audi, BMW, Mercedes gibt es wirklich überall. In Kalifornien fuhren zudem auffallend viele alte Käfer und VW-Bullis, ein schöner Anblick. Gleichzeitig auch ein bisschen schade, dass dort so viel mehr als bei uns unterwegs sind. In Auckland sind wir an einem VW-Autohaus mit einem Verkäufer ins Gespräch gekommen und haben über unterschiedliche Modelle, Ausstattungsreihen und Preise diskutiert. So verkauft VW in Neuseeland den Golf fast nur als GTI, um sich als Premiumhersteller zwischen den Japanern/Koreaner und den höherklassigen Modellen von Audi usw zu positionieren. Ganz interessant. 
Auch in den Supermärkten sieht man einige deutsche Produkte. Nutella haben wir bislang noch überall gefunden. Sogar in kleinen Läden auf den Cookinseln, wenn auch zu heftigen Preisen. Auch Maggi und Knorr sind sehr verbreitet. Und natürlich deutsches Bier – und das in beeindruckender Vielfalt. Ohne Übertreibung muss ich leider sagen, dass es einem gut sortierten New World Supermarkt auf Neuseeland eine größere Auswahl von deutschem Bier gibt als in vielen Edekas oder REWEs zuhause. Vom unumgänglichen Krombacher über DAB und Flensburger Dunkel bis zu auch uns unbekannten deutschen Kleinbrauereien ist vieles verfügbar. Andere Spezialitäten haben wir einem kleinen Delikatessenladen in Auckland gesehen, wo der deutsche Auswanderer sein Heimweh mit Rotkohl, Sauerkraut, Meerrettich, Brandt Zwieback und Lübecker  Marzipan dämpfen kann. Und es geht auch ganz groß. Die Bluebridge-Fähre, mit der wir in Neuseeland von der Nord- zur Südinsel übergesetzt haben, fuhr bis 2010 zwischen Sassnitz und Dänemark.
Aber Deutsches im Ausland beschränkt sich nicht auf vergängliche Produkte. Deutsche Reisende und Auswanderer haben in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten viele Spuren hinterlassen. Beispielsweise im ehemaligen deutschen Viertel auf der Upper Eastside in New York, wo noch immer das Kolping House Gäste aufnimmt und der Metzger deutsche Wurst verkauft. Es sind auch Straßen- und Ortsnamen, die an frühe Siedler und deren Heimatorte erinnern. So sind wir zum Beispiel vorgestern hier auf Neuseeland an der „Himmelsfeld Vinery“ vorbeigefahren, ohne allerdings für eine Weinverkostung anzuhalten.

Damit sind wir noch nicht ganz am Ende, was Deutsche und Deutsches angeht. Von Reisenden und Austauschschülern war ja bereits die Rede – und das geht natürlich auch andersrum. Viele Amerikaner und Neuseeländer, die wir getroffen haben, haben Europa und Deutschland besucht. Ziele waren Heidelberg (natürlich!), München mit dem Oktoberfest, Frankfurt, Köln, Hamburg, Berlin, Lübeck. Manche sind nur mal durchgefahren, andere sind mehrere Monate geblieben. Und dann gab es natürlich auch jene, die mit dem US-Militär gekommen sind. In Eureka hatte sich Amys Mutter zum Abendessen zu uns gesellt und Geschichten aus Deutschland erzählt, wo ihr Mann als Airforce-Offizier stationiert war. Alte deutsche Möbel in Amys Wohnung zeugten von der Zeit und die Mutter schenkte uns zum Abschied eine deutsche Münze, die sie noch von damals in ihrem Besitz hatte - eine 10-Reichspfennig Münze von 1930.

Und noch eine sehr positive Beobachtung zu Abschluss: Bis heute hat uns niemand irgendeine Hitler-Nazi-Holocaust-Diskussion aufgedrückt, wegen unserer Herkunft schief angeguckt oder in irgendeiner Art negativ reagiert. So schlecht ist unser Ruf also doch nicht. Ganz im Gegenteil, überall fühlten wir uns sehr willkommen und herzlich empfangen. So darf es gerne weitergehen.

Beste Grüße in die deutsche Heimat,

Carsten & Simone

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