04.11.2012

Löwenstadt = Konsumstadt

Singha (Löwe) Pura (Stadt) - Insel- und Stadtstaat am Südende der Malakka-Halbinsel und unsere erste Station in Südostasien. Nach genau vier Wochen in Australien landeten wir am Freitagmittag nach 8 Stunden Flug am Changi Flughafen, eine Reise von einem Land der Superlative ins andere. Vom schönsten Naturhafen der Welt (Sydney) ging es stundenlang über das weite, fast gänzlich unbewohnte Innenland des Kontinents; rote Dünen zogen sich unter uns bis zum Horizont. Dann der Anflug nach Singapur, unter uns sehen wir unzählige Schiffe auf Reede oder in Anfahrt auf den zweitgrößten Hafen der Welt: riesige LNG-Tanker, Containerschiffe, Fähren, Bohrinseln, Frachtschiffe aller Sorten und Größen. 

Nach der Landung zeigte sich Singapur von seiner besten Seite. Der Flughafen ist extrem sauber, alles ist gut ausgeschildert und Zoll sowie Einreise gestalteten sich unkompliziert und extrem schnell, genauso wie die Anreise zu unserer Unterkunft. Ein Shuttlebus brachte uns für je 9 SGD direkt zum Hotel, top! Dort erwartete uns ein frisch renoviertes Hotel, das sich einen ganz eigenen Stil gegeben hat. Einfache, aber moderne Ausstattung in den Zimmern, die Treppen und Flure hat man jedoch im alten, fast kolonialen Stil gelassen. 

Das Wetter war während unseres Aufenthalts die größte Herausforderung für uns. Für jeden Tag waren Gewitter und Regen vorhergesagt, gleichzeitig immer ca. 30° Celsius und über 80% Luftfeuchtigkeit. Genau das richtige Wetter für uns durchschnittliche Mitteleuropäer...

Nach unserer Ankunft im Hotel war es gerade mal trocken und so machten wir uns erstmal auf den Weg in die Innenstadt, genauer gesagt in die Orchard Road, die laut Info-Broschüre ganz besonders sein sollte. Das ist sie auch, aber anders als erhofft. Kilometerlang reihen sich hier riesige Einkaufszentren aneinander, jede für sich gerne so groß wie die Kölnarcaden oder das Rhein-Ruhr-Zentrum. Unser Stadtplan weist für den Innenstadtbereich 62(!) Shoppingzentren aus, davon alleine 34(!!!) nur entlang der Orchard Road. Es ist verrückt. Unzählige Menschen schieben sich durch die Straße, drängen in die Malls, Geschäfte und Foodcourts, ob Einheimische oder Touristen ist für uns dabei nicht ersichtlich. In den Malls findet man wortwörtlich alles: vom Billigladen mit 1$-Ohrringen bis zur $47.000 Uhr in der Auslage des Glashütten-Geschäfts, vom Ferrariverleih zum Fachgeschäft für Kopfhörer. Hier werden Kapitalismus und Konsum auf die Spitze getrieben. Wir fragen uns, was passiert, sollten zwei Milliarden Chinesen und Inder jemals so einen Lebensstil verfolgen. Dann gute Nacht Erde...

Den Samstag ließen wir ruhig angehen und machten ein paar Reiseplanungen für die verbleibenden Wochen unserer Tour. Am späten Nachmittag sind wir dann aber doch losgekommen, um uns den nahe gelegenen indischen Stadtteil anzusehen. Leider kamen wir nicht wirklich weit, bevor uns die dunklen Wolken erreichten, um die Stadt mit Regen versorgen. Wir mussten also erst einmal in die U-Bahn flüchten und konnten uns von dort in eine der zahlreichen Malls zurückziehen. Später wurde es aber noch für einige Zeit trocken und wir konnten unsere Ansichtstour ins arabische Viertel verlegen. Auf dem Rückweg ins Hotel holte uns erneut der Regen ein, weshalb wir auch unseren abendlichen Besuch des Nachtzoos leider absagen mussten. 

Der Sonntag begann zunächst viel freundlicher. Die Sonne zeigte sich uns zum ersten Mal und so sind wir schnell ins indische Viertel aufgebrochen, der sich schnell als interessantester Stadtteil herausstellen sollte. Bunte Häuser entlang der vielgeschmückten Serangoon Road, hinduistische Tempel und vor allem: fast keine Touristen. Wir schlenderten durch enge Geschäftsarkaden, bewunderten die farbenprächtige Kleidung und hatten überall den Geruch von Weihrauch und Rächerstäbchen in der Nase. Dann ging es weiter zum Wasser, vorbei am berühmten Raffles Hotel, dem besten Haus am Platz und benannt nach Sir Thomas Stamford Raffles, dem Gründer des modernen Singapur.

Am Wasser erwartet uns das neueste Wahrzeichen Singapurs, das Marina Bay Sands. Drei 200 Meter hohe Hotel- und Bürotürme am Kallang River tragen eine durchgehende Plattform, die man besuchen kann. Wenn man schon mal da ist, wollten wir auch nach oben. Leider ist der Anblick Singapurs aus 200 Meter Höhe nicht besser als von unten: ein riesiges und wenig interessantes (Hoch)Häusermeer. Auf dem Rückweg setzte erneut ein heftiges Gewitter ein und uns blieb nichts anderes übrig, als den Nachtzoo erneut ausfallen zu lassen. Stattdessen beschlossen wir, erneut eine eher ruhige Kugel zu schieben, uns auf den Abflug nach Bangkok vorzubereiten und diesen Bericht zu schreiben.

Es ist gut morgen wieder weiterzuziehen. Singapur hat uns nicht wirklich gepackt, es hat keine spezielle Seele (außer dem Konsum) und wir konnten hier wenig Spezifisches entdecken. Einzig das Miteinander der Kulturen und Religionen hat uns wirklich beeindruckt. Auf kleinstem Raum findet man Kirchen, Synagogen, Moscheen sowie buddhistische und hinduistische Tempel. Ob Singapur wirklich ein "Asien light" Einstieg für uns war, wird sich noch zeigen müssen - mal abwarten, wie Bangkok wird. Allerdings müssen wir auch zugeben, dass uns in den letzten Tagen ein wenig Reisemüdigkeit überkommen hat. Die Vorfreude auf das immer nächste und übernächste Ziel ist uns etwas verloren gegangen. Wir hoffen mal, dass sich das bald wieder einstellt, immerhin haben wir noch gute sechs Wochen und einige Highlights vor uns. Wir werden berichten.

Beste Grüße in die Heimat

Simone & Carsten



1 Kommentar:

  1. Oh, das klingt ja fast nach Heimweh!

    Was ich noch spontan mit Singapur verbinde, sind die teilweise drastischen Strafen bei schon geringen Vergehen:

    - Vandalismus und Graffiti können Geldstrafen sowie auch Prügel mit dem Rohrstock zur Folge haben.

    - Hohe Geld- und Sozialarbeitsstrafen (z. B. mit einer neonleuchtenden Weste und der Aufschrift "ORDER FOR corrective work" den Strand säubern) werden gegen Personen verhängt, die Müll (auch Zigarettenkippen) achtlos auf die Straße werfen.

    Achtlos mal ein Kaugummi oder ähnliches wegwerfen sollte man sich also genau überlegen...


    Viele Grüße aus dem fernen Deutschland, in dem es so langsam Winter wird,

    Marco

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