26.11.2012

Yangon im Schnelldurchlauf

Hallo liebe Lesenden,

hier kommt mit unseren Worten zu Yangon auch schon der nächste und letzte Bericht zu Myanmar. Nach den angenehmen Temperaturen in Bagan und am Inle See erwartete uns in Yangon wieder das tropische Wetter Südostasien: 34° Celsius und drückende Schwüle. Nach der langen und anstrengenden Fahrt hierhin haben wir es den restlichen Samstag über sehr ruhig angehen lassen, uns blieb ja noch der Sonntag, um die Innenstadt und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir unseren Stadtrundgang und mussten nach kurzer Zeit feststellen: die Stadt an sich ist erst einmal wenig beeindruckend. Die innerstädtischen Straßen sind erstaunlich breit, aber für eine Stadt mit sechs Millionen Einwohnern herrscht sehr wenig Verkehr. Was hier komplett fehlt, sind Mopeds, die sonst im ganzen Land das wichtigste Fortbewegungsmittel sind. Zudem sieht man keine zusammengeschusterten Autos, Ochsenkarren oder Transportfahrräder, sondern nur normale Autos. Die Straßen wirken recht ordentlich, aber über den Rest der innerstädtischen Infrastruktur sollte man besser den Mantel des Schweigens hüllen. War diese in Mandalay schon in erbärmlichen Zustand, ist es hier desaströs. Selbst im direkten Zentrum findet man kaum einen existenten Bürgersteig, überall sind Platten herausgebrochen und dicke Löcher lassen direkt in den Untergrund blicken. Gehwege sind hier eher Hindernisparcours, bei denen man höllisch aufpassen muss, sich nicht die Knochen zu brechen.

Nun ja, wir ließen uns davon jedenfalls nicht abhalten und steuerten durch die Straßenmärkte zielsicher die Sule Pagode an, eine der wichtigsten buddhistischen Pagoden in Myanmar. Die Sule Pagode liegt genau im Zentrum der Innenstadt und von hier breiten sich das schachbrettartige Straßensystem und die Häuserblöcke aus. In der direkten Umgebung hat sich auch die ehemalige britische Kolonialmacht mit zahlreichen großen Verwaltungsgebäuden verewigt. Leider sind jedoch fast alle alten Kolonialgebäude in einem erbarmungswürdigen Zustand. Interessant zu beobachten ist, dass auch hier, ähnlich wie in Bangkok, verschiedene Religionen scheinbar friedlich koexistieren. Auf kleinstem Raum finden wir in der Innenstadt verschiedene buddhistische Pagoden, mehrere Moscheen und christliche Kirchen.
Nach kurzem Spaziergang durch das Zentrum ging es dann weiter zum Bogyoke Aung San Market, benannt nach Aung San Suu Kyis Vater, einem der Anführer der burmesischen Unabhängigkeitsbewegung. Der Markt erstreckt sich über zwei Etagen eines riesigen Kolonialgebäudes von 1926 (ehemals Scott's Market) und ist heutzutage in erster Linie ein Touristenmagnet. Hier kann man zu vernünftigen Kursen Geld tauschen und traditionelle Kleidung, burmesische Edelsteine, Schmuck und Antiquitäten kaufen. Immerhin war es nicht überlaufen und so sind wir ganz in Ruhe hindurchgeschlendert und dem Wetter draußen entgangen. Danach haben wir uns über Mittag wieder ins Hotel zurückgezogen, in der Hitze war es draußen kaum auszuhalten.

Am Nachmittag wartete noch Yangons Highlight auf dem Programm: die Shwedagon Pagode - Wahrzeichen und religiöses Zentrum Myanmars. Auf einem Hügel etwas außerhalb der Innenstadt wurden in den letzten 2.500 Jahren auf einer 60.000qm großen Marmorplattform hunderte kleine und größere Tempel, Stupas, Chedis errichtet, die sich alle um die Hauptstupa arrangieren. 98 Meter hoch ragt die Stupa in den Himmel und kann es bezüglich Pomp und Prunk mit jeder bayerischen Kathedrale aufnehmen. Gold haben wir in den buddhistischen Tempeln und Klöstern schon reichlich gesehen, aber die Shwedagon übertrumpft alles. Die Stupa ist mit geschätzten 60 Tonnen Gold überzogen, die Wetterfahne mit tausenden Edelsteinen geschmückt und oben auf der Spitze thront ein 76 karätiger Diamant. Wahnsinn!



Wir müssen aber eines zugeben: so schön und beeindruckend dies alles auch war, so richtig begeistern konnte es uns nicht mehr. Es ist schon ein seltsames Gefühl: da steht man vor so einem außergewöhnlichen und geschichtsträchtigen Bauwerk, sieht die vielen Gläubigen und bleibt doch relativ gleichgültig. Das hat nichts speziell mit diesem Ort oder dem Land zu tun, sondern ist ein Gefühl, das wir schon ein paar Wochen mit uns herumtragen. Nach fast vier Monaten unterwegs sind wir mittlerweile reisemüde geworden. Neue Eindrücke können uns kaum nicht mehr so begeistern und wir ziehen auch nicht mehr jedes Mal aufs neue mit viel Enthusiasmus zum nächsten Ort weiter. Alles in allem kommen wir uns ein bisschen "ausgebrannt" vor, und wir wollen kaum noch weiter. Deshalb haben wir uns jetzt auch entschieden, nicht mehr nach Kambodscha zu reisen, sondern unseren Strandurlaub vorzuziehen und dann ein paar Tage früher als geplant in die Heimat zurückzukehren. So finden wir für unsere großartige Reise noch einen schönen Abschluss und quälen uns nicht noch weiter durch Tempel, die wir doch gerade nicht würdigen können.

Mittlerweile sind wir wieder zurück in Bangkok und werden hier bis Freitag noch ein paar Dinge anschauen und erledigen. Dann geht es weiter auf die Insel Ko Chang, wo wir noch eine Woche Luxus gönnen werden. Wann genau wir dann nach Deutschland zurückfliegen ist noch nicht klar, da derzeit alle Flüge für die Tage ausgebucht sind. Mal schauen, was die Wartelisten hergeben.

Wir werden uns vorher aber garantiert nochmal mit einem neuen Bericht bei euch melden.

Bis dahin ganz liebe Grüße aus der thailändischen Hauptstadt

Simone & Carsten

PS: Updates zu Route, Fotos und Emil sind natürlich auch online :-)





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