28.10.2012

Gastfreundlichkeit in El Dorado



Hallo liebe Lesenden,

wir melden uns nach drei sehr schönen Tage in El Dorado, wo wir (erneut) die Gastfreundlichkeit der Australier genießen durften. Die Unterkunft für uns drei hatten wir erneut über airbnb gefunden, und wir wurden mal wieder nicht enttäuscht. Wir hatten ursprünglich nach einer Unterkunft rund um Albury / Wodonga gesucht und schließlich in El Dorado gelandet, einem kleinen Kaff bei Wangaratta. Die beworbenen Bilder versprachen schon eine schöne, gemütliche Unterkunft. Was uns dann aber in der Realität erwartete, überstieg unsere Vorstellung deutlich. Ein wunderschönes Cottage mit zwei Schlafzimmern, zwei Wohnzimmern, einer großen Essküche und einem kleinen, behaglichen Bad. Wir fanden nicht nur einen gefüllten Kühlschrank vor, sondern auch einen feuerbereiten Kamin und reichlich Infomaterial zur Umgebung. Zudem bietet Sandy, unsere Vermieterin, selbst geführte Weintouren an, aber dazu gleich mehr.

Nach der Ankunft am Mittwochabend gab es zunächst ein selbst gekochtes Abendessen, bevor wir den Resttag gemütlich ausklingen ließen. Am nächsten Tag haben wir dann angefangen die Umgebung zu erkunden. Zunächst ging es zur El Dorado Dredge, einer unter Denkmalschutz stehenden, schwimmenden Goldförderanlage. Man muss sich das Ganze als einen geduckten Förderturm auf einem Floss vorstellen, der Mitte des 20. Jahrhunderts in der Gegend genutzt wurde. Am einen Ende wird der Grund des Flusses/Sees ausgebaggert, in der Mitte das Gold herausgefiltert und am anderen Ende das Restmaterial wieder abgelagert.

Im Anschluss zog es uns nach Beechworth, einer ehemaligen Goldgräberstadt, in der das alte Stadtzentrum noch schön erhalten ist. Ein bisschen Wilder Westen in Australien mit historischen Gebäuden, wie etwa Bankgebäuden, die einen extra Eingang zum „Gold Office“ aufweisen. Etwas abseits entdeckten wir einen Antiquitätenladen in einer ehemaligen Kirche, dessen Besitzer sich als Dieter Bach vorstellte. Er ist ein deutscher Immigrant aus Köln, der seit 50 Jahren in Australien lebt und wunderbare alte Möbel verkauft - hervorragend erhaltene oder aufgearbeitete Stücke aus dem 19. Jahrhundert wie ein toll gearbeiteter Sekretär aus rot-braunem Zedernholz oder eine gerade verkaufte holländische Wanduhr aus dem Jahr 1820. Uns fehlte aber dann doch das nötige Kleingeld und so ging es weiter nach Wangarrata, wo wir den Restnachmittag in einem gemütlichen Café verbrachten und dort zufälligerweise mit David ins Gespräch kamen, der eigentlich nur ein paar Werbeplakate für ein Jazzfestival aufhängen wollte, unser Gespräch auf Deutsch mitbekam und uns daraufhin ansprach - eine Begegnung mit (positiven) Folgen, wie sich noch herausstellen sollte. David berichtete uns, dass seine Frau Roslyn Deutschlehrerin sei und ihre Kinder alle mehrfach zum Austausch in Deutschland gewesen sind. Am Ende des Gesprächs tauchte auch sie auf und die beiden luden uns spontan zu sich nach Hause ein, um das Internet bei ihnen zu nutzen - das Internet im Café funktionierte nicht und wir wollten natürlich gerne den Blog aktualisieren. Gesagt, getan! So saßen wir also auf einmal bei einer australischen Familie zuhause und unterhielten uns herzlich über deren Zeiten in Deutschland und unsere Reisen in Australien. Wie sich herausstellte ist ihr 80-jähriger Vater Deutscher und wohnt mit seiner Frau nebenan. Nach einiger Zeit war es für uns Zeit aufzubrechen, aber David und Ros luden uns ganz spontan für den Samstagabend zum Känguruessen ein. Verrückt, aber so etwas passiert, wenn man auf Reisen geht.

Erst stand uns aber noch der Freitag bevor, und für diesen Tag hatten wir unsere Gastgeberin für eine geführte Weintour (s.o.) gebucht. Als „designated driver“ fuhr sie uns in unserem Mietwagen den ganzen Tag von einem Weingut und Feinschmeckerladen zum zum nächsten. Angefangen haben wir in der Milawa Gourmet Region in einem Café, bevor es zum ersten Weingut ging. Brown Brothers ist ein Großbetrieb, der vom Prosecco/Champagner bis zum süßen Dessertwein alles anbietet. Wie überall in Australien kann man auch bei deren Cellar Door unter hervorragender Beratung soviel und so lange probieren, wie man möchte (und durchhält). Nachdem wir drei uns einmal durch deren halbe Karte geschmeckt hatten, war es an der Zeit weiterzufahren. Nächste Anlaufpunkte waren eine Käserei und ein Senfmühle, bei der wir uns vom süßen Honigsenf bis zum Tripple-Chili-Senf durch die ganze Bandbreite getestet haben. Weiter ging es zum nächsten Weingut, dem kleinen King River Estate. Der Wein in diesem Weingut wird vornehmlich nach biologischem Prinzip angebaut, also ohne Einsatz von Chemikalien usw. Hier haben wir uns für die letzten Tage in Australien einen leckeren roten Sangiovese mitgenommen. Weiter, immer weiter – dieses Mal zur Gracebrook Vinery, wo uns hervorragendes Mittagessen in einer ehemaligen Scheune serviert wurde. Am Nachmittag standen dann noch die von ausgewanderten Italienern gegründeten Weingütern Dal Zotto und Pizzini auf dem Programm, die uns durchgehend mit tollen Rotweinen überzeugten. Wir konnten uns nicht ganz zurückhalten und haben noch eine Flasche für den Känguruabend und eine für uns mitgenommen. Irgendwie sind wir auf den Geschmack gekommen :-) Wie ihr euch vorstellen könnt, war am Abend nicht mehr besonders viel mit uns anzufangen und so verbrachten wir die letzten Stunden des Tages auf der Couch in unserem gemütlichen Cottage, mit wärmendem Kaminfeuer und den Leckereien aus der Region.

Nach der freitäglichen Völlerei musste am Samstag mal wieder ein Bewegungsprogramm her. Auf mehrfache Empfehlung hin fuhren wir zum Mt. Buffalo Nationalpark, wo wir bis zum späten Nachmittag mehrere kleine Wanderungen unternahmen. Nachdem wir ein paar Wasserfälle und Aussichtspunkte besucht hatten, ging es am Ende zum sprichwörtlich krönenden Abschluss noch zu „The Horn“, der Bergspitze auf über 1.700 Metern Höhe. Hier eröffnete sich uns bei bestem Wetter ein schöner 360° Blick auf die weite Landschaft zu unseren Füßen. Danach mussten wir uns beeilen wieder zurück zu kommen, denn wir waren ja für 18:30 Uhr zum Känguruessen eingeladen. Unsere Gastgeber David, Ros und ihre Mutter Alexia überraschten uns erst einmal mit Früchten, Käse und Gourmet-Dips zur Vorspeise, bevor es dann zum Hauptgang mexikanisch angehauchte Kängurulasagne gab - eine sehr leckere Kombination, dazu Kartoffeln, Salat, Bohnen und natürlich Rotwein. Zur Nachspeise wurde uns dann noch Eis mit frischen Beeren aufgetischt und (natürlich) deutscher Schnaps gereicht. Die ganze Familie und das ganze Haus atmete Deutschland: Biersteine über dem Kamin, Küchentücher mit aufgestickten deutschen Sprüchen und natürlich reichlich deutsche Sprache, Lieder usw. Es fehlte nur Roslyns deutscher Vater, der leider mit einer dicken Erkältung im Bett lag. Alles in allem war es ein herrlicher Abend zu sechst, geprägt von einer einnehmenden Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit. Ein tolles und mit Sicherheit auch prägendes Erlebnis.

Nach über 7 Stunden Fahrt sind wir heute Abend in Sydney angekommen und haben Carstens Mutter an ihrem Hotel abgesetzt, wo sie morgen früh ihre Reisegruppe für die kommenden zwei Wochen treffen wird. Für uns geht es am Freitag weiter nach Singapur und wir werden versuchen uns vorher nochmal mit einem Bericht zu Australiens heimlicher Hauptstadt zu melden.

Bis dahin verbleiben wir wie immer mit lieben Grüßen in die Heimat,

Carsten & Simone


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