03.10.2012

Berge und mehr


Hier kommt unsere letzte Meldung aus Neuseeland, bevor es für uns am Freitag in aller Herrgottsfrühe weiter nach Australien geht.

Das Wetter zeigte sich auch in den vergangenen paar Tagen wie schon in der ganzen Zeit hier auf Neuseeland sehr wechselhaft. Nach der sehr angenehmen und landschaftlich schönen Fahrt nach Queenstown bezogen wir letzten Freitag unser angemietetes Gästezimmer bei Rohan und Danielle, die in einem Apartment direkt am See leben. Von hier sind wir am Samstagvormittag bei schönstem Wetter immer dem Ufer folgend in Richtung Downtown gestartet. Dank des Tourismus hat diese kleine 20.000 Einwohner-Stadt eine ganz nette Innenstadt mit zahlreichen Geschäften und guten Restaurants am kleinen Seehafen. Nach einem leckeren Mittagessen und entspannten Stunden ging es am frühen Abend zurück in die Wohnung, wo uns eine kleine Überraschung erwartete: Unsere Gastgeber hatten extra für uns die Herr-der-Ringe-Trilogie auf DVD angeschafft :-)
Nach einigen technischen Schwierigkeiten haben wir uns dann einen schönen Filmabend mit Teil 1 gemacht. Vom Sonntag ist schnell berichtet: Den ganzen Tag Regen, mittags im Pub einen überragenden Rugbysieg der „All Blacks“ gegen die „Pumas“ (Argentinien) gesehen und leckeres Mittagsangebot beim Thai-Restaurant genossen, danach dem Mistwetter die kalte Schulter gezeigt und den Resttag auf der Couch mit den beiden anderen HdR-Filmen verbracht. Was kann an so einem Tag besseres geben, als diese Filme umgeben von den original Drehplätzen zu gucken?

Am Montag ging es dann bei trübem Wetter weiter zu unserem nächsten Ziel, dem Milford Sound im Fjordland Nationpark. Über wie immer hervorragend ausgebaute Straßen sind wir problemlos in das 12.500 Quadratmeter große Naturschutzgebiet gelangt. Den Tälern folgend, bot sich uns eine extrem abwechslungsreiche Landschaft. Saftige Schafwiesen, umgeben von mal weich gezeichneten, mal schroffen Hügeln. Dazu ragten im Hintergrund immer wieder hohe, schneebedeckte Bergkuppen heraus. Die Landschaft des Fjordland Nationalpark, welcher heute als Weltnaturerbe unter besonderem Schutz steht, wurde von Gletschern der Südlichen Alpen in Jahrtausende zurückliegenden Eiszeiten geformt und bietet daher mit seinen Bergketten, Fjorden und Seen schon auf der Fahrt zahlreiche schöne Ausblicke. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr musste sich unser kleines Auto die Berge hinauf quälen, und weil fast alle Haltemöglichkeiten wegen Lawinengefahr geschlossen waren, konnten wir leider auch kaum Pausen einlegen. Auch die Vegetation im Nationalpark unterscheidet sich erneut sehr von den bisher durchfahrenen Landschaften. 7000mm Regen im Jahr (im Vergleich Bonn: 600-700mm) und Schneeschmelze sind Grundlage für dichte Regenwälder in den Tälern und an den Berghängen. Dickes Moos überzieht Böden und Bäume, Wasser läuft in hunderten, tausenden kleinen Strömen die schroffen Schieferwände der Berge hinab und zahllose Seen und Flüsse prägen die Landschaft. 

Und hier oben, umgeben von Eis und Schnee entdeckten wir auch eines der berühmtesten, indigenen neuseeländischen Tiere neben dem Kiwi: den Kea. Keas sind die einzigen Papageien auf der Welt, die in alpinen Lebensräumen heimisch sind, und man findet diese schönen und hochintelligenten Vögel nur noch hier auf der Südinsel. Einige von ihnen scheinen gezielt Parkplätze entlang der Hauptstraße aufzusuchen, wo der gemeine Tourist dann den örtlichen Hauptdarsteller ablichtet und sich (verbotenerweise) mit Futter revanchiert.

Sieben Liter Regen pro Jahr kommen natürlich nicht von ungefähr. Westwinde treiben die schwere feuchte Luft vom Tasmanischen Meer zum Festland, wo sie auf die hohen Berge trifft, nicht passieren kann und aufsteigt. Wenn die Luft dann zu schwer wird gibt es – Regen. Die Wettervorhersage für den Milford Sound sieht dementsprechend meistens aus: bewölkt mit Regen, bewölkt mit Schauern, oder einfach nur mal so bewölkt. So war es am Montag bewölkt mit einigen Schauern, am Mittwoch bewölkt mit viiiel Regen und für den Dienstag, unseren einzigen kompletten Tag vor Ort, war immerhin ein trockener Tag vorhergesagt. Was uns der Tag dann aber brachte, war mehr als wir erwarten konnten. Wir hatten für den Vormittag eine Bootsfahrt durch den Fjord gebucht und fuhren bei bewölktem Himmel ab. Innerhalb kurzer Zeit aber riss die Bewölkung auf und am Ende wurde es fast bis zum späten Abend ein traumhaft schöner Tag mit klarem blauen Himmel und viel Sonne. Glück muss man haben!

Die Bootstour war schlicht und ergreifend super. Ein absolutes Highlight der ganzen bisherigen Reise. Links und rechts vom Milford Sound (der ein Fjord ist, aber Sund heißt) ragen hunderte Meter hohe Steilklippen empor, glatt geschliffen von Gletschern während der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren. Bäume krallen sich sich mit ihren Wurzeln in die Felsspalten und begrünen die Hänge, bis ein Sturm oder die Schwerkraft sie in die Tiefe reißt und ganze Baumlawinen in das klare Wasser niedergehen. Regen- und Gletscherwasser läuft an zahllosen Stellen die Wände herab, von winzigen Rinnsalen bis zu 160 Meter hohen Wasserfällen. Dazu natürlich das tiegblaue Wasser des Fjord, in dem sich bei ruhigem Wetter Berge und Himmel spiegeln. Insgesamt ein grandioses Panorama! Dazu konnten wir neben heimischen Pelzrobben auch noch einen Pinguin und Delfine auf unserer Fahrt beobachten.

Den Nachmittag hatten wir noch nicht verplant und sind daher bei dem tollen Wetter spontan wieder auf eine Wanderung gegangen - drei Stunden hin und zurück zum Key Summit über sehr gut ausgebaute Wege. Oben angekommen, konnten wir ein kleines, hochgelegenes Feuchtgebiet erkunden und die grandiose Sicht in mehrere Alpentäler genießen. Und nichts hier ist verbaut und stört den Blick des Naturliebhabers. Keine Stadt, keine Straße, keine Bahnstrecke ist zu sehen, kaum an einer Stelle scheint der Mensch bislang Abdrücke seiner Gegenwart hinterlassen zu haben. (was natürlich nicht ganz stimmt, wenn man über fertige Wanderwege die Gegend erkunden kann und die indigene Fauna durch tierische Immigranten wie Frettchen und Opossums massiv bedroht ist). Was wir mitnehmen aus Milford Sound sind tolle Eindrücke dieser grandiosen Landschaft und die vielleicht beste Fotoreihe der ganzen Reise bislang.

Jetzt ist es mittlerweile Mittwochnachmittag, wir sind für eine Nacht zurück in Queenstown und morgen steht uns noch eine 6-Stunden Autofahrt nach Christchurch bevor, von wo wir dann nach Adelaide abfliegen. Bis zum nächsten Bericht kann es dann etwas dauern, weil wir schon Pläne für die erste Woche in Australien haben. Mehr wird noch nicht verraten, aber ihr könnt euch schon mal auf die kommende Meldung freuen :-)

Beste Grüße in die Heimat,

Simone & Carsten



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