Hier kommt unsere letzte Meldung aus
Neuseeland, bevor es für uns am Freitag in aller Herrgottsfrühe
weiter nach Australien geht.
Das Wetter zeigte sich auch in den
vergangenen paar Tagen wie schon in der ganzen Zeit hier auf
Neuseeland sehr wechselhaft. Nach der sehr angenehmen und
landschaftlich schönen Fahrt nach Queenstown bezogen wir letzten
Freitag unser angemietetes Gästezimmer bei Rohan und Danielle, die
in einem Apartment direkt am See leben. Von hier sind wir am
Samstagvormittag bei schönstem Wetter immer dem Ufer folgend in
Richtung Downtown gestartet. Dank des Tourismus hat diese kleine
20.000 Einwohner-Stadt eine ganz nette Innenstadt mit zahlreichen
Geschäften und guten Restaurants am kleinen Seehafen. Nach einem
leckeren Mittagessen und entspannten Stunden ging es am frühen Abend
zurück in die Wohnung, wo uns eine kleine Überraschung erwartete:
Unsere Gastgeber hatten extra für uns die Herr-der-Ringe-Trilogie
auf DVD angeschafft :-)
Nach einigen technischen
Schwierigkeiten haben wir uns dann einen schönen Filmabend mit Teil
1 gemacht. Vom Sonntag ist schnell berichtet: Den ganzen Tag Regen,
mittags im Pub einen überragenden Rugbysieg der „All Blacks“
gegen die „Pumas“ (Argentinien) gesehen und leckeres
Mittagsangebot beim Thai-Restaurant genossen, danach dem Mistwetter
die kalte Schulter gezeigt und den Resttag auf der Couch mit den
beiden anderen HdR-Filmen verbracht. Was kann an so einem Tag
besseres geben, als diese Filme umgeben von den original Drehplätzen
zu gucken?
Am Montag ging es dann bei trübem
Wetter weiter zu unserem nächsten Ziel, dem Milford Sound im
Fjordland Nationpark. Über wie immer hervorragend ausgebaute Straßen
sind wir problemlos in das 12.500 Quadratmeter große
Naturschutzgebiet gelangt. Den Tälern folgend, bot sich uns eine
extrem abwechslungsreiche Landschaft. Saftige Schafwiesen, umgeben
von mal weich gezeichneten, mal schroffen Hügeln. Dazu ragten im
Hintergrund immer wieder hohe, schneebedeckte Bergkuppen heraus. Die
Landschaft des Fjordland Nationalpark, welcher heute als
Weltnaturerbe unter besonderem Schutz steht, wurde von Gletschern der
Südlichen Alpen in Jahrtausende zurückliegenden Eiszeiten geformt
und bietet daher mit seinen Bergketten, Fjorden und Seen schon auf
der Fahrt zahlreiche schöne Ausblicke. Je näher wir unserem Ziel
kamen, desto mehr musste sich unser kleines Auto die Berge hinauf
quälen, und weil fast alle Haltemöglichkeiten wegen Lawinengefahr
geschlossen waren, konnten wir leider auch kaum Pausen einlegen. Auch
die Vegetation im Nationalpark unterscheidet sich erneut sehr von den
bisher durchfahrenen Landschaften. 7000mm Regen im Jahr (im Vergleich
Bonn: 600-700mm) und Schneeschmelze sind Grundlage für dichte
Regenwälder in den Tälern und an den Berghängen. Dickes Moos
überzieht Böden und Bäume, Wasser läuft in hunderten, tausenden
kleinen Strömen die schroffen Schieferwände der Berge hinab und
zahllose Seen und Flüsse prägen die Landschaft.
Und hier oben,
umgeben von Eis und Schnee entdeckten wir auch eines der
berühmtesten, indigenen neuseeländischen Tiere neben dem Kiwi: den
Kea. Keas sind die einzigen Papageien auf der Welt, die in alpinen
Lebensräumen heimisch sind, und man findet diese schönen und
hochintelligenten Vögel nur noch hier auf der Südinsel. Einige von
ihnen scheinen gezielt Parkplätze entlang der Hauptstraße
aufzusuchen, wo der gemeine Tourist dann den örtlichen
Hauptdarsteller ablichtet und sich (verbotenerweise) mit Futter
revanchiert.
Sieben Liter Regen pro Jahr kommen
natürlich nicht von ungefähr. Westwinde treiben die schwere feuchte
Luft vom Tasmanischen Meer zum Festland, wo sie auf die hohen Berge
trifft, nicht passieren kann und aufsteigt. Wenn die Luft dann zu
schwer wird gibt es – Regen. Die Wettervorhersage für den Milford
Sound sieht dementsprechend meistens aus: bewölkt mit Regen, bewölkt
mit Schauern, oder einfach nur mal so bewölkt. So war es am Montag
bewölkt mit einigen Schauern, am Mittwoch bewölkt mit viiiel Regen
und für den Dienstag, unseren einzigen kompletten Tag vor Ort, war
immerhin ein trockener Tag vorhergesagt. Was uns der Tag dann aber
brachte, war mehr als wir erwarten konnten. Wir hatten für den
Vormittag eine Bootsfahrt durch den Fjord gebucht und fuhren bei
bewölktem Himmel ab. Innerhalb kurzer Zeit aber riss die Bewölkung
auf und am Ende wurde es fast bis zum späten Abend ein traumhaft
schöner Tag mit klarem blauen Himmel und viel Sonne. Glück muss man
haben!
Die Bootstour war schlicht und
ergreifend super. Ein absolutes Highlight der ganzen bisherigen
Reise. Links und rechts vom Milford Sound (der ein Fjord ist, aber
Sund heißt) ragen hunderte Meter hohe Steilklippen empor, glatt
geschliffen von Gletschern während der letzten Eiszeit vor 10.000
Jahren. Bäume krallen sich sich mit ihren Wurzeln in die Felsspalten
und begrünen die Hänge, bis ein Sturm oder die Schwerkraft sie in
die Tiefe reißt und ganze Baumlawinen in das klare Wasser
niedergehen. Regen- und Gletscherwasser läuft an zahllosen Stellen
die Wände herab, von winzigen Rinnsalen bis zu 160 Meter hohen
Wasserfällen. Dazu natürlich das tiegblaue Wasser des Fjord, in dem
sich bei ruhigem Wetter Berge und Himmel spiegeln. Insgesamt ein
grandioses Panorama! Dazu konnten wir neben heimischen Pelzrobben
auch noch einen Pinguin und Delfine auf unserer Fahrt beobachten.
Den Nachmittag hatten wir noch nicht
verplant und sind daher bei dem tollen Wetter spontan wieder auf eine
Wanderung gegangen - drei Stunden hin und zurück zum Key Summit über
sehr gut ausgebaute Wege. Oben angekommen, konnten wir ein kleines,
hochgelegenes Feuchtgebiet erkunden und die grandiose Sicht in
mehrere Alpentäler genießen. Und nichts hier ist verbaut und stört
den Blick des Naturliebhabers. Keine Stadt, keine Straße, keine
Bahnstrecke ist zu sehen, kaum an einer Stelle scheint der Mensch
bislang Abdrücke seiner Gegenwart hinterlassen zu haben. (was
natürlich nicht ganz stimmt, wenn man über fertige Wanderwege die
Gegend erkunden kann und die indigene Fauna durch tierische
Immigranten wie Frettchen und Opossums massiv bedroht ist). Was wir
mitnehmen aus Milford Sound sind tolle Eindrücke dieser grandiosen
Landschaft und die vielleicht beste Fotoreihe der ganzen Reise
bislang.
Jetzt ist es mittlerweile
Mittwochnachmittag, wir sind für eine Nacht zurück in Queenstown
und morgen steht uns noch eine 6-Stunden Autofahrt nach Christchurch
bevor, von wo wir dann nach Adelaide abfliegen. Bis zum nächsten
Bericht kann es dann etwas dauern, weil wir schon Pläne für die
erste Woche in Australien haben. Mehr wird noch nicht verraten, aber
ihr könnt euch schon mal auf die kommende Meldung freuen :-)
Beste Grüße in die Heimat,
Simone & Carsten
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